Warning: Undefined array key "lon" in /var/www/web392/html/reportagen.php on line 29

Aufbruchstimmung bei der Offshore Windkraft

von Peer-Axel Kroeske

20.09.2012 (archivierter Text)
ZUM VOLLSTÄNDIGEN ARTIKEL (archive.org)

Geduldsprobe und Aufbruchstimmung auf der Messe Husum Wind Energy: Der Ausbau der Offshore Windkraft liegt hinter frühren Zeitplänen zurück, soll aber jetzt forciert werden.

Die Offshore-Windkraft soll einen wesentlichen Teil zur Energiewende beitragen. Bisher sind nur die kleinen Windparks "Alpha Ventus" vor Borkum in der Nordsee und "Baltic I" in der Ostsee bei Rügen vollständig in Betrieb. Doch nun soll es losgehen: In den kommenden Monaten dürfte der Bau von elf großen Projekten beginnen, bis 2020 soll eine Leistung von 10 Gigawatt erreicht werden.

Lange Geduldsprobe

Der Bau liegt dabei weit hinter früheren Zeitplänen zurück. Für Andreas Wagner von der vom Bund unterstützten "Stiftung Offshore" hat das vor allem finanzielle Gründe. Die Einspeisevergütung wurde erst mit dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) 2009 auf ein lohnendes Niveau angehoben. Mit 15 Cent pro Kilowattstunde steht nun ein Satz in Aussicht, der anfangs sogar höher als bei neuen Photovoltaikanlagen auf Freiflächen angesetzt ist, allerdings schon nach acht statt 20 Jahren ausläuft. Auch hohe Rohstoffpreise und die Wirtschaftskrise haben den Ausbau verzögert.

Deutschland will aufholen

Pionierländer für die Offshore-Technik sind bisher Dänemark und Großbritannien. Hier konnten die Windparks allerdings dichter an der Küste entstehen. In der Deutschen Nordsee darf das geschützte Wattenmeer nicht bebaut werden. Dahinter verlaufen internationale Schifffahrtsrouten. Somit müssen sich die Ingenieure mit Wassertiefen von 40 Metern auseinandersetzen, an Standorten, die 40 bis 120 Kilometer vom Festland entfernt liegen. Deutschland könnte seine Nachbarländer aber schon in wenigen Jahren deutlich überrundet haben.

Einstieg der großen Energiekonzerne

EnBW, E.ON, RWE, Vattenfall - sie alle haben inzwischen Projekte übernommen, die von kleineren Unternehmen angeschoben wurden. Wagner sieht hierin keine Gefahr, da auch weiterhin Stadtwerke und mittelständische Unternehmen zu einem hohen Anteil an den geplanten Offshore-Windparks beteiligt sind. Hinzu kommen Finanzinvestoren. Die großen Versorger halten nach seinen Angaben nur ein Drittel und sind damit weit von einem Monopol entfernt.

Wettbewerb der Häfen

Bremerhaven, Cuxhaven, Emden und Sassnitz - diese Häfen gelten mit ihren Wassertiefen und Kaianlagen als geeignet, um die großen Komponenten zu den deutschen Offshore-Parks zu verschiffen. In Schleswig-Holstein kommen Brunsbüttel und Osterrönfeld in Frage. Noch offen ist, welche Häfen sich als Service- und Wartungs-Stützpunkte etablieren. Hier haben auch kleinere Standorte eine Chance. Auf Helgoland ist der Ausbau in vollem Gange. Die kleine Insel erlebt eine Invasion von mehr als 100 neuen Arbeitskräften. Auch Büsum, Husum, Dagebüll, Hörnum und Wyk an der Nordsee sowie Kiel an der Ostsee haben in Schleswig-Holstein Chancen.

Wartezeit beim Netzanschluss

Der Netzanschluss hat sich zur Achillesferse des Offshore-Ausbaus entwickelt. An der Nordsee ist Tennet TSO, ein Tochterunternehmen des niederländischen Staatskonzerns Tennet, zuständig. Laut Wagner sind aus den 30 Monaten, die das Unternehmen dem Bund signalisiert hatte, inzwischen doppelt so lange Wartezeiten geworden. Eine Folge: Das Projekt "Nordsee Ost" lag bereits auf Eis. Das Unternehmen RWE Innogy wollte sich auf der Messe in Husum nicht zum aktuellen Stand äußern.

Neben technischen Hürden gilt Tennet auch als zu finanzschwach, um die notwendigen Investitionen zu tätigen. Der Netzbetreiber will sich nun privatem Kapital öffnen. Finanzinvestoren haben bereits Interesse bekundet. Mit einem neuen gesetzlichen Rahmen, der Risiken minimiert, wäre sogar der Einstieg von Bürgerfonds denkbar. Der Energieversorger EnBW betreibt zusammen mit mehreren Stadtwerken den ersten kommerziellen Offshore-Windpark in Deutschland. "Baltic I" steht in der Ostsee, nördlich von Rügen. EnBW-Sprecher Stefan Thiele betont, hier sei der Netzanschluss technisch leichter. In Küstennähe könne man noch mit Drehstrom arbeiten, während in der Nordsee Gleichstrom nötig sei. An der Ostsee ist der Netzbetreiber "50 Hertz" zuständig.


zurück zu nord-sh.de