Schleswig: Irritationen um Wikingeck-Sanierung
von Peer-Axel Kroeske
19.02.2020 (archivierter Text)
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Der Boden der Wiking-Halbinsel ist mit giftigen Chemikalien verseucht. Stadt, Kreis und Land sind sich einig, dass das Erdreich ausgetauscht werden soll. Eine Grundbuchübertragung wirft aber Fragen auf.
Im vergangenen Herbst schien für Thorsten Roos die Lösung zum Greifen nahe. Der Umwelt-Fachbereichsleiter im Kreis Schleswig-Flensburg hatte sich schon lange für die Sanierung der Halbinsel am Wikingturm stark gemacht. Bis 1952 hatte dort eine Teerpappenfabrik das Erdreich und die Schlei mit Giftstoffen kontaminiert, die noch immer im Boden sind. Nun lag endlich ein Gutachten vor, das die komplizierten Besitzverhältnisse bewertete. Damit hätte der Kreis Rechtssicherheit gehabt, wenn er die Sanierung anordnet.
Die Kosten für einen kompletten Erdaustausch wurden auf 14 Millionen Euro geschätzt. In der Schleswiger Stadtpolitik und auch beim Land mehrten sich die Stimmen, das komplette Erdreich im verseuchten Bereich am Schleswiger Wikingerturm auszutauschen. Ein neuer Grundbucheintrag bringt aus Sicht von Roos nun alles durcheinander.
Land formal nicht mehr zuständig
Das Land hat seine wasserseitigen Flächen an den Bund übertragen. Zuständig ist nun die Bundesdirektion für Wasserstraßen und Schifffahrt in Bonn, das die Schlei als Bundeswasserstraße betreut. Dadurch tauchen neue rechtliche Fragen auf. Laut Roos ist beispielsweise unklar, ob nun womöglich das preußische Wasserrecht von 1921 gilt, das die Uferbereiche anders definiert.
Das Landesumweltministerium fühlt sich nicht mehr zuständig. Zwar signalisiert die Regierungskoalition, sich an den Sanierungskosten zu beteiligen. Im Pilotprojekt "Modellregion Schlei" sollen sämtliche Umweltprobleme der Schlei angegangen werden, darunter auch der Faulschlamm und das Wikingeck. Doch jede Hilfe wäre nun freiwillig.
Keine Antwort aus Bonn
Die Kommunikation mit der Bundesbehörde gestaltet sich offenbar schwierig. Bereits Mitte Januar fragte der Kreis nach eigenen Angaben dort an, wie diese zur Wikingeck-Thematik steht. Die Antwort steht noch aus. Fachbereichsleiter Roos lässt sich dadurch jedoch nicht entmutigen. Er will noch im Februar ein Ingenieurbüro beauftragen, einen Sanierungsplan zu erstellen. Nur so sei garantiert, dass dieser vor Jahresende fertig werde. Außerdem hat der Kreis für den 12. März zu einem Runden Tisch eingeladen. Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) und Bürgermeister Stephan Dose (SPD) haben bereits zugesagt. Roos hofft nun, dass auch entscheidungsbefugte Mitarbeiter des Bundesamtes dabei sind.