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Westküstenleitung: Keine Masten in Schutzgebieten

von Peer-Axel Kroeske

08.06.2020 (archivierter Text)
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Zwischen Niebüll und der dänischen Grenze soll die geplante Hochspannungsleitung entlang der B5 verlaufen. Zwei umstrittene Trassen durch Schutzgebiete sind damit vom Tisch.

Drei Hauptvarianten standen zur Auswahl. Die Mittlere ist es geworden. Die geplante Hochspannungsleitung nördlich von Niebüll soll künftig entlang der Bundesstraße 5 verlaufen. Der Trassenverlauf entfernt sich nur stellenweise von der Straße, um die Dörfer Klixbüll, Braderup und Süderlügum zu umgehen.

Kein Leitungsbau in den großen Schutzgebieten

Der vom Stromnetzbetreiber Tennet beauftragte Umweltplaner Christoph Herden erläuterte, dass es sich um die kürzeste Variante handle. Das spare Kosten. Die Umweltkonflikte sind laut Herden beherrschbar: Das Naturschutzgebiet "Süderlügumer Binnendüne" soll nur gestreift und überspannt werden, ohne Masten dort zu platzieren. Uhubruten und Kranichvorkommen seien überprüft worden. Zudem gebe es nur wenige Wohnhäuser. Als Hauptargument nannte er die Vorgabe, Belastungen möglichst zu bündeln. In dem Gebiet stehen bereits einige Windanlagen.

Bürgerinitiative ist zufrieden

Für die Bürgerinitiative in Humptrup und Umgebung sei dies eine gute Nachricht, sagte die Sprecherin Heidrun Thomsen. Der Protest richtete sich vor allem gegen die westliche Trassenvariante durch ein Landschaftsschutzgebiet. Dort dürfen keine Windräder stehen. Ein Leitungsbau wäre aber denkbar gewesen. Auch die östliche Variante durch ein großes Waldgebiet bei Leck wurde jetzt verworfen. Der exakte Verlauf wird allerdings erst später festgelegt.

Der so genannte Bürgerdialog dient laut Tennet dazu, einen 500-Meter-Korridor zu finden, der auf möglichst breite Zustimmung stößt, sodass sich der Leitungsbau durch keine späteren Klagen verzögert. Bereits vor zwei Jahren gab es dazu die ersten Veranstaltungen. 130 Stellungnahmen von Bürgern und Gemeinden gingen zu den Leitungsplänen ein. Die offizielle Planfeststellung soll im Herbst starten.

Bis 2023 nach Dänemark

Die Kosten der Westküstenleitung schätzt der Netzbetreiber Tennet auf eine Milliarde Euro. Seit 2013 ist das Bauvorhaben im Bundesbedarfsplan. Das Projekt stieß in Schleswig-Holstein auf vergleichsweise wenig Widerstand. Auf 137 Kilometern entstehen insgesamt 380 Masten sowie fünf Umspannwerke. Die vorhandene Leitung wird dabei deutlich verstärkt. Nördlich von Niebüll handelt es sich um einen kompletten Neubau.

Zwischen Brunsbüttel und Heide ist die Westküstenleitung bereits in Betrieb. Zwei weitere Abschnitte über Husum bis Niebüll werden im Moment gebaut. Ende 2022 soll damit die Windenergie aus Nordfriesland weitgehend komplett aufgenommen werden können. Voraussichtlich ein Jahr später verbessert der Anschluss nach Dänemark dann die Leistungsfähigkeit des internationalen Stromnetzes. Auch auf dänischer Seite gab es zuletzt Proteste gegen den Mastenbau.

Überlastete Stromnetze - hohe Entschädigungen

Dabei drängt die Zeit. Allein im vergangenen Jahr konnten die Wind- und Solarparks in Schleswig-Holstein Energie im Wert von 380 Millionen Euro nicht einspeisen, weil das Netz überlastet war. Besonders häufig werden Anlagen im äußersten Norden Schleswig-Holsteins gedrosselt. Die Entschädigung dafür zahlen alle Stromkunden gemeinsam mit Ausnahme der Großverbraucher. Auch die sogenannte "Mittelachse" entlang der A7 soll dazu beitragen, die erneuerbare Energie aus dem Norden zu verteilen. Sie könnte noch in diesem Jahr fertig werden.


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