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"Beate Uhse wollte nie wieder arm sein"

von Peer-Axel Kroeske

25.10.2019 (archivierter Text)
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Zum 100. Geburtstag von Beate Uhse spricht ihr Adoptivsohn Dirk Rotermund über eine außergewöhnliche Mutter und Unternehmerin. Auch Rotermund selbst blieb der Erotik-Branche treu.

Von der Beate Uhse AG der einstigen Flensburger Erotik-Pionierin ist wenig übriggeblieben. Aber Beate Uhse selbst hat die Erotik-Branche geprägt wie sonst niemand. Adoptivsohn Dirk Rotermund über die außergewöhnliche Frau und Unternehmerin.

Dirk Rotermund hat die Geschäfte des Erotik-Imperiums von Beate Uhse in Flensburg selbst lange geleitet. Der zweite Unternehmenszweig, die Firma Orion, beschäftigt aber weiterhin 300 Mitarbeiter in der Stadt an der Förde. Mit NDR.de sprach er anlässlich des 100. Geburtstags seiner Adoptivmutter über ihr Leben und auch die Entwicklung der Erotik-Branche.

Herr Rotermund, was hat den unternehmerischen Geist Ihrer Adoptivmutter ausgemacht? Was hat sie auch in jungen Jahren schon geprägt?

Dirk Rotermund: Wenn man Beate verstehen will, muss man hinschauen, wie sie aufgewachsen ist: Auf einem großen Bauernhof in Ostpreußen. Ihre Mutter war die sechste Ärztin von Deutschland. Und sie hat erlebt, wie dieser Bauernhof geführt worden ist. Der Vater hat morgens die Arbeit eingeteilt. Und am nächsten Morgen ist er dann mit Beate, als sie vier Jahre alt war, auf zwei Pferden die Ländereien abgeritten und hat geguckt, ob die Mitarbeiter das auch alles so gemacht haben, wie er gesagt hat. Anweisungen und Kontrolle. Im Haushalt war es dasselbe. Das hat Beate verinnerlicht. So hat sie auch später ihre Familie und ihre Firma geführt.

Wie sind Ihre ersten Erinnerungen an dieses Firmenimperium, das immer weiter wuchs?

Rotermund: Das Firmenimperium habe ich erst wahrgenommen, als ich mit 15 aus meiner Zweitfamilie wieder von Frankfurt nach Flensburg kam und dann 1959 die Lehre anfing. Da habe ich eigentlich erst begriffen, was das ist. In den Arbeitsabläufen war es eine Firma wie jede andere. Nur was wir in die Päckchen packten, war etwas anderes.

Beate Rotermund wurde auch angefeindet. Es gab zahlreiche Prozesse. Haben Sie das in der Familie wahrgenommen?

Rotermund: Die Prozesse waren ein Thema. Beate hat sich immer sehr intensiv mit ihren Anwälten darauf vorbereitet.

1981 kam es zur Teilung des Unternehmens. Orion stand sicherlich nicht so im Rampenlicht. Nun ist Orion der Teil, der übrig geblieben ist. Wie gehen Sie damit um?

Rotermund: Früher wussten wir: PR (Werbung und Öffentlichkeitsarbeit, Anm. d. Red.) machen gegen Beate ist hoffnungslos. Deshalb haben wir nur im bescheidenen Rahmen PR gemacht. Jetzt hat sich die Situation geändert. Aber noch gibt es den Namen draußen im Markt. Insofern ist die Situation noch nicht ganz so entspannt, wie sie sein sollte.

Haben Sie sich denn bemüht, diese Namensrechte aufzufangen?

Rotermund: Meine Tochter (die aktuelle Orion-Chefin Maike Rotermund, Anm. d. Red.) ist strikt dagegen. Ich bin dafür. (lacht)

Wie würden Sie Orion beschreiben?

Rotermund: Wir waren mal ein Versandhaus, das auch noch selber produzierte, um preiswerter an Waren zu kommen. Und heute sind wir eine Einkaufs-, Produktentwicklungs- und Großhandelsfirma, die nebenbei auch noch 170 Läden und ein paar Versandhäuser betreibt.

Wie möchten Sie, dass Beate Rotermund in Erinnerung bleibt?

Rotermund: Beate wurde immer als gerissene Geschäftsfrau, geldgierig, dargestellt. Das war sie nicht. Sie hatte eine einzige, große Motivation: Nie wieder in ihrem Leben wollte sie so arm sein wie nach dem Kriegsende, als sie nichts hatte. Geld spielte für Beate eigentlich keine große Rolle. Es musste nur genug davon da sein. Sie trug nur Modeschmuck, billige Klamotten, keine teuren Täschchen. Das war nicht wichtig für sie.

Planen Sie noch etwas zum 100.Geburtstag?

Rotermund: Wir sind für die Grabpflege von Beate nicht zuständig. Wir wissen, dass es auf niedrigster Pflege läuft. Wir haben es geschmückt mit frischen Blumen. Und am 25. kommt noch ein Blumenstrauß mit einer dicken 100 auf das Grab, damit jeder, der vorbeikommt, sieht, dass man noch an sie denkt.

Das Interview führte Peer-Axel Kroeske, NDR Schleswig-Holstein.


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