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Die Konzertscheune von Torsballig

von Peer-Axel Kroeske

05.07.2015 (archivierter Text)
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"Land Art" heißt die Kulturoase zwischen Flensburg und Schleswig. In einer Scheune finden regelmäßig Konzerte statt. Dabei scheut der Veranstalter keine Musikrichtung. Auch Fools Garden war schon da.

Landbewohner haben die Natur, Städter dafür die Kultur. Ganz grob mag das stimmen. Doch die Ausnahme bestätigt die Regel. Kultur auf dem Land - das ist durchaus mehr als Zelt- und Schützenfest. Wer sucht, der findet: klassische Konzerte in Kirchen, kleine Festivals und auch ungeschliffene Perlen. In diese Kategorie gehört sicher das "Land Art" in Torsballig, Gemeinde Mittelangeln, rund 20 Kilometer von Flensburg und Schleswig entfernt. Ein echter Geheimtipp.

In einem kleinen unscheinbaren Ort...

Zwischen Obdrup und Bistoft zweigt der unscheinbare Loitweg ab. Kein Hinweis hier auf das "Land Art". Zwei Kilometer schlängelt sich der Wirtschaftsweg an Feldern und Wäldern der leicht welligen Angeliter Landschaft vorbei. Und da liegt er dann, der kleine Resthof von Hajo Ebertz und Verena Balwe.

"Das ist ein Bauernhof. Den haben wir vor acht Jahren gekauft. Wo wir uns hier befinden, war eine Scheune mit Traktoren drin. Und den haben wir dann zu einer Kulturscheune umgebaut. Die Ursprungsidee war: Das sollte ein Proberaum werden", erzählt Hajo Ebert.

Daraus wurde mehr. Das Ambiente: gemütlich, rustikal mit viel dunklem Holz, Stehtischen, Galerie und Tresen in der Ecke. Hajo ist selbst Musiker, zog damals aus dem Siegerland hierher, nachdem er Verena kennen lernte, die in Flensburg arbeitet. Jetzt gibt es im "Land Art" regelmäßig Live-Musik.

Eher untypisch vergangenes Wochenende: das russische Quartett Dreva, derzeit auf Europatour. Das Publikum: überschaubar, dafür begeisterungsfähig. Allen voran der Wirt selbst, aber es funktioniert. Oft ist es deutlich voller. Üblicherweise stehen Blues-, Folk-Rock und Latino-Bands auf der Bühne des "Land Art", regelmäßig auch größere Namen: "Fools Garden, Buena Vista Social Club - was noch übrig ist. Zuletzt war hier noch Guillermo Rubalcaba, der letzte Pianist mit seinen 88 Jahren. Oder Ulla Meinecke, Maggie Reilly", zählt Hajo auf.

Auf Du und Du mit den Stars

Nicht selten laufen Sessions bis in den Morgen. Antje Erdmann, die um die Ecke wohnt, ist immer wierder überrascht: "Man redet und manchmal trinkt man auch einen zusammen. Und man lernt Sachen kennen, wo man erst Vorurteile hatte. Zum Beispiel Gunter Gabriel. Da wäre ich nie auf ein Konzert gegangen! Der war hier. Und da hat man erst mal gesehen, was der für eine Bühnenpräsenz hat."

Einige Künstler suchen so was auch, meint Verena: "Ich glaube Künstler, die schon in großen Hallen waren und schon viel Publikum hatten, die finden das einfach Klasse, mal einfach so nah am Publikum dran zu sein." "Tony Sheridan, der blieb dann gleich eine Woche", ergänzt Hajo.

Die Musiker übernachten mit auf dem Hof, können einen Tag ausspannen. Und es spricht sich rum. "Man ist hier gleich zu Hause, wird mit einem Abendessen empfangen und hat ein bisschen Familienanschluss. Manchmal muss man das auch so sehen, dass Musiker in Hamburg oder Kiel spielen oder auf dem Weg nach Dänemark sind und dann sind wir auch Station dazwischen. So sind wir dann in dem Pool, sind von Locations gekommen, zu denen man gerne auch mal hingeht", meint Verena.

Ein Geheimtipp unter den Künstlern

"Die Jungs - die Wingenfelders von Fury In The Slaughterhouse kommen, schicken uns Major Heuser, Wolfgang Niedecken, Purple Schulz, weil die sich untereinander auch wieder alle kennen und dann geht's so rum in der Branche: Das ist ein Laden, in dem musst du einfach mal gespielt haben", schwärmt Hajo.

Thomas und Nora gehören ebenfalls zu den Gästen, die regelmäßig zu den Konzerten kommen: "Das für uns Schöne ist, dass man es durchaus nach der Arbeit wahrnehmen kann." Und "seitdem hier wirklich großartige kubanische Bands hinkommen, haben wir uns nicht mehr die Mühe gemacht, nach Hamburg zu fahren. Das war wirklich Klasse."

Auch mit den Russen vom Quartett Dreva wurde es noch ganz persönlich: Sie setzen sich am Tisch mit Hajo, Verena und den Gästen zusammen und singen noch, nachdem das Konzert schon längst vorbei ist. Das nächste Konzert im Land Art ist übrigens am Freitag: Dann kommt der aus Boston stammende Bluesgitarrist Jay Ottaway mit seiner Band.


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