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Boom von Solarparks in Schleswig-Holstein erwartet

von Peer-Axel Kroeske

02.10.2020 (archivierter Text)
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Auf immer mehr Flächen in Schleswig-Holstein werden Solarparks errichtet, vor allem entlang von Autobahnen und Bahnschienen. Experten sagen: Der Trend zur Photovoltaik dürfte sich noch verstärken.

Für Auto- und Bahnfahrer sind sie inzwischen ein gewohnter Anblick: Große Flächen mit Solarmodulen links und rechts von Bahnstrecken und Autobahnen. Diese Streifen, etwa kurz vor Flensburg an der A7, ziehen sich oft kilometerlang hin. Das liegt maßgeblich daran, dass inzwischen Freiflächen-Anlagen nur noch auf solchen Randstreifen sowie auf ehemaligen Bundeswehrflächen mit einer garantierten Vergütung durch den Bund gefördert werden. Für die kommenden Jahre rechnen Experten mit einem Boom, was mehrere Gründe hat.

Mehr Solarmodule an Autobahnen und Schienen

Die Breite der geförderten Randstreifen verdoppelt sich nach dem Entwurf des Erneuerbare-Energien-Gesetzes des Bundes (EEG) auf 200 Meter. Außerdem glaubt der Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien, Fabian Faller, dass viele Projekte wegen gesunkener Preise für Module in wenigen Jahren auch ganz ohne Förderung auskommen. Das wiederum hätte zur Folge, dass alle landwirtschaftlichen Flächen in Schleswig-Holstein für Freiflächen-Photovoltaik in Frage kämen. Faller hält 5.000 Hektar bis 2030 für machbar, das entspricht einer Flächengröße von mehr als 5.000 Fußballfeldern.

Power Purchase Agreements (PPA) heißt derzeit das Zauberwort der Branche. Bedeutet: Bei den Verträgen über die Abnahme des Stroms verpflichtet sich ein Großkunde über mehrere Jahre, die Solarenergie zu kaufen. Solch ein Projekt wurde bereits für Barlt im Kreis Dithmarschen angekündigt.

Weg zur Klimaneutralität ist noch weit

Das aktuell größte Vorhaben ist in Wasbek im Umfeld der A7-Raststätte Aalbek bei Neumünster geplant. Hier will die Deutsche Bahn auf 73 Hektar Energie für ihr eigenes Stromnetz gewinnen, das bis 2038 vollständig mit erneuerbaren Energien betrieben werden soll. Freiflächen-Anlagen bringen die Energiewende merklich voran. Allein die Anlage in Wasbek soll etwa so viel Energie liefern, als würde man jedes Hausdach in ganz Neumünster mit Solarmodulen bestücken. Und trotzdem: Der Weg hin zur Klimaneutralität ist noch weit. Nach einer Modellrechnung des Fraunhofer Instituts für Solarenergie müssten in Deutschland rund 250 Gigawatt Photovoltaik installiert werden, also mehr als 3.000 Solarparks der Wasbeker Größenordnung. Hinzu käme ein enormer Speicherbedarf.

Bauernverband will keine Photovoltaik auf hochwertigen Böden

Der Bauernverband sieht die aktuelle Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Für Landeigentümer stünden hohe Pachten von 2.000 bis 3.000 Euro pro Hektar und Jahr in Aussicht, berichtet Hans-Heinrich von Maydell, der Geschäftsführer des Fachausschusses für Energie beim Landesbauernverband. Das sei das Zwei- bis Dreifache der üblichen Pacht. Regelmäßig hört der Experte davon, dass sich Projektierer Flächen frühzeitig sichern wollen. Denn bis Baurecht vorliegt, vergehen mindestens zwei Jahre. Die Konkurrenz um die Flächen werde dadurch schärfer.

Ackerbau oder Energie?

Doch der Bauernverband drängt darauf, Photovoltaik eher auf minderwertige Böden zu beschränken. Ein Argument: Die Solarmodule dürften nicht zu sehr die Nahrungsmittelproduktion verdrängen. Sie seien besser auf Dächern aufgehoben. In den vergangenen Jahren wurden laut Bundeslandwirtschaftsministerium bereits rund 15 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in Schleswig-Holstein für Energiepflanzen genutzt, also etwa 150.000 Hektar.

Biosprit verbraucht 30 Mal mehr Fläche als Photovoltaik

Der Vorteil von Photovoltaik ist, dass sie für dieselbe Menge Energie wesentlich weniger Fläche benötigt als es beim Anbau von Mais für Biogasanlagen der Fall ist. Und anders als Mais laugt Photovoltaik die Böden nicht aus. Außerdem hat das Fraunhofer Institut mal errechnet: Ein E-Auto kommt mit Solarstrom 30 bis 100 Mal weiter als mit Biosprit von derselben Fläche. Auch das Umweltbundesamt spricht bei der Flächeneffizienz vom "Schlusslicht Bioenergie". Zwar gelten Biogasanlagen dann als sinnvoll, wenn sie bei Dunkelflauten die Stromlücke füllen. Diese Lücke wird aber kleiner, wenn die Sonnenenergie künftig die vorherrschende Windenergie in Schleswig-Holstein stärker ergänzt. Die Sonne dominiert im Sommer, der Wind im Winter.

Vom Antrag bis zum Anschluss können Jahre vergehen

Doch für Solarparks gibt es auch einige Hürden. Dazu gehören umfangreiche Umweltauflagen, wie ein Projekt an einer Bahnlinie in Eddelak in Dithmarschen zeigt. Naturschutzverbände lehnen es aufgrund eines Storchen-Vorkommens ab, Anwohner fordern geringere Modulhöhen, die Deutsche Bahn hat Einwände wegen Blendwirkung und Verkehrsgefahren beim Bau, der Investor muss Sichtschutz und Ausgleichsflächen schaffen. Auf der anderen Seite sind die Preise für Solarmodule innerhalb des vergangenen Jahrzehnts um 90 Prozent gefallen - was Investitionen attraktiv macht.


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