Junge Schiffsfans restaurieren die alte "Greta"
von Peer-Axel Kroeske
12.05.2018 (archivierter Text)
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Der 1904 erbaute Fischkutter "Greta" liegt wieder in Flensburg. Eine neue Generation im Musueumshafen macht den hölzernen Kahn wieder fit - mit viel Engagement.
Als versehentlich eine Dose mit einer Imprägnierung umkippte und sich die Flüssigkeit überdosiert verteilte, nahm Cora Verdenshalven das zum Anlass, um das Deck zu schleifen. 40 Stunden war sie in den vergangenen Wochen jeweils auf der "Greta" - einem alten Elbkutter, der für die Rumregatta in Flensburg fit gemacht wird. "Das Deck hat jetzt fast ein klassisches Jacht-Feeling," freut sich die Flensburger Studentin. Dass sie anderthalb Tage das Deck schleift, war eigentlich nicht geplant.
Zurück an die Förde
Die in Hamburg erbaute "Greta" gilt als Elbkutter, hat aber in Flensburg schon viele Jahre verbracht. Vor 35 Jahren gehörte sie zu den Gründungsschiffen des Museumshafens. In den 90er-Jahren landete sie erneut in der Hansestadt, blieb aber regelmäßiger Gast der Rumregatta in Flensburg. Irgendwann kam sie dann nicht mehr. Skipper Günther Wulff fragte sich, wo seine "Greta" geblieben war. Er fand sie: Das Schiff stand zehn Jahre an Land. Dem Zustand war das nicht förderlich.
Learning by doing
2015 hatte der Museumshafen Flensburg die "Greta" dann für eine symbolische Buddel Rum gekauft und vor dem Abwracken gerettet. Um sie grundlegend zu restaurieren, wurde ein eigener Förderverein gegründet. Während die anderen Traditionsschiffe in Flensburg vor allem von Älteren unterhalten werden, hat die "Greta" viele junge Unterstützer gefunden. Cora ist eine von ihnen. Sie und ihre Kameraden machen das vor allem wegen der Lust auf das Segeln. "Das lernt man am besten auf alten Schiffen", sagen sie.
Endspurt zur Rumregatta
Viel Gelegenheit war dazu aber noch nicht. 2017 verbrachte die "Greta" gerade mal vier Tage auf See, schätzt Cora. Seit zwei Jahren investieren die Studenten und Auzubildenden den Großteil ihrer Freizeit, um den alten Kutter wieder flott zu machen. In Rumpf, Deck und Segel haben sie rund 90.000 Euro gesteckt - finanziert über Spenden. Seit zwei Monaten läuft nun der Endspurt, damit sich "Greta" zur Rumregatta in neuem Glanz präsentieren kann. Schon im März tauschte das Team morsche Planken aus, ein Zelt überspannte das Deck. Am Sonntag vor dem Fest wurde der geschliffene und mehrfach lackierte Mast gesetzt. Klüwer, Baum und Gaffel lagen schon zum Einbau am Bohlwerk bereit.
Die alte Dame macht Tempo
Tatsächlich glückte die Ausfahrt am Freitag: Einmal Sonderburg und zurück. Bei der Anlaufregatta arbeitete sich das Schiff nach einem missglückten Start sogar noch auf die zweite Position vor. Ab Holnis musste aber der Motor herhalten - Flaute. Auch der Diesel hat schon 50 Jahre auf dem Buckel und wurde jetzt in einer Werkstatt überholt. Der Einbau von Lichtmaschine oder Dieselfilter war aber wieder Aufgabe der Vereinsmitglieder.
Wer mitmachen möchte, ist herzlich willkommen - entweder jetzt bei der Rumregatta oder bei den lockeren Arbeitstreffen am Flensburger Museumshafen.