Olpenitz: Der Charme des Halbfertigen
von Peer-Axel Kroeske
21.07.2019 (archivierter Text)
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Noch ist der ehemalige Marinehafen Olpenitz an der Schlei-Mündung eine Großbaustelle. Trotzdem haben sich schon etwa 1.000 Touristen einquartiert. Viele mögen den Ort.
Die Lage ist ein Traum: auf einer Landzunge an der Schlei-Mündung direkt an der Ostsee. Ein Paradies für Urlauber, sollte man denken. Aber Olpenitz, das zu Kappeln gehört, ist seit Jahren eine Großbaustelle. Der Ort diente mehr als vier Jahrzehnte als Marinestützpunkt und wurde erst 2006 geräumt. Das 160 Hektar große Gelände lag zunächst brach. Die Pläne, aus Olpenitz einen Urlaubsort zu machen, traten jahrelang auf der Stelle. Aber nun reisen die ersten Gäste an und sind begeistert – trotz der vielen Baustellen.
von Peer-Axel Kroeske
Die Sonne scheint auf die neue Promenade, auf der einige Grüppchen entlang schlendern. Links der Blick über das große blaue Hafenbecken, an dessen Rändern sich auf den Molen weiße Ferienhäuser aufreihen. Rechts der Bauzaun, bevor man zum Supermarkt mit Liegestühlen, aufgeschüttetem Sand und einem Imbiss gelangt. Der Olpenitzer Hafen ist nach 13 Jahren wieder zum Leben erwacht.
Feriengäste überrascht von Bauarbeiten
Mehr als 1.000 Feriengäste bevölkern zur Hauptsaison das Areal. Nicht allen war aber beim Buchen klar, dass sie sich zwischen Baggern und Kränen erholen sollen, wie Karin Mantei aus Peine sagt: "Also ich hab es nicht gelesen." Und ihr Mann Karl-Heinz ergänzt: "Sie haben nur geschrieben, dass Edeka fertig ist, wenn wir hier sind." Beide wünschen sich etwas mehr Gastronomie. Um Essen zu gehen, müssten sie ins sechs Kilometer entfernte Kappeln mit dem Auto fahren. Von ihrem Haus sind sie aber begeistert. Auch Familie Wilhelm aus Rostock hat sich mit den Bauarbeiten arrangiert: "Das hat uns keiner vorher gesagt. Aber es stört uns nicht."
Kaum einer glaubte noch dran
Für viele Beobachter in der Region ist entscheidend: Es geht in Olpenitz sichtbar voran - nach langem Anlauf. Große Pläne hatte einst die Port Olpenitz GmbH mit einem amerikanischen Investor im Hintergrund. Von 600 Millionen Euro für das Gesamtprojekt war damals die Rede. Zwar entstanden Bauten an der Nordmole, die mit großem Aufwand in die Ostsee hinein verlängert wurde. Und der Abriss der massiven Atombunker begann. Dennoch trat das Projekt auf der Stelle und endete in der Insolvenz. "Viele Menschen hatten gar nicht mehr daran geglaubt", erinnert sich der schleswig-holsteinische Wirtschafts-Staatssekretär Thilo Rohlfs, der kürzlich Olpenitz besuchte.
"Das größte touristische Projekt in Deutschland überhaupt"
Nun zeigt er sich beeindruckt: "Was wir heute hier sehen, ist nicht weniger als das größte touristische Projekt in Deutschland überhaupt. Und obwohl die Infrastruktur noch gar nicht ausgebaut ist, kann man feststellen, dass die Buchungszahlen schon wirklich erstaunlich sind." Seit 2013 hat Helma das Ruder übernommen - ein Unternehmen, spezialisiert auf Ferienimmobilien, die Kapitalanleger dann kaufen und vermieten.
40 Prozent sind fertig
Helma plant nur noch halb so groß und musste auch einige Hürden nehmen, etwa bei Problemen mit der Kanalisation. Es gab auch Reibereien mit der Stadt Kappeln um das Baurecht. Aktuell streiten sich die Kommunalpolitiker mit Helma um die Personalwohnungen. Sie wollen kein Dauerwohnen in der Ferienanlage zulassen. Doch abgesehen davon gewinnt Olpenitz mit der Promenade, dem Supermarkt und den fertigen Teilabschnitten mehr und mehr an Struktur. Jan Sönnichsen, der das Projekt vor Ort managt, ist zuversichtlich, dass es auch weiter voran geht. "Es entstehen ja noch mehrere Hundert Liegeplätze. Und wenn man das alles zusammenrechnet, sind wir im Moment so bei 40 Prozent", erklärt Sönnichsen. "Wir haben einfach ein positives Klima für Ferienimmobilien in Deutschland insgesamt. Und die Gesamtrealisierung liegt im Moment ein ganzes Stück vor dem Zeitplan, den die Helma sich selbst gesteckt hat."
Mindestens noch drei Sommer mit Bauarbeiten
Angesprochen auf die Baustellenthematik meint er: "Wir haben ganz überwiegend positive Kommentare von den Gästen in den Bewertungsportalen, die für sich in den Vordergrund stellen, dass sie eine tolle Unterkunft haben, die direkt am Wasser liegt. Dafür scheint man dann auch zu akzeptieren, dass man einfach mit dieser Rahmenbedingung hier umgehen muss als Gast." Das bestätigt André Fiedler aus Thüringen, der gerade angekommen ist: "Es ist wunderschön und wir sind von den Bauarbeiten nicht betroffen, weil wir am anderen Ende sind. Also auf den ersten Blick gefällt mir diese 360 Grad-Dachterasse, weil man sowohl nach vorn als auch nach hinten Wasser hat."
2022 soll das Ferienresort Olpenitz nach dem ursprünglichen Zeitplan fertig sein. Mindestens drei Sommer mit Baggern und Kränen werden die Gäste also noch erleben.