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Rudern wie die Germanen mit dem neuen Nydam-Boot

von Peer-Axel Kroeske

28.05.2016 (archivierter Text)
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Das berühmte Nydam-Boot steht im Museum. Es ist vermutlich 1.700 Jahre alt. Mit einem Nachbau sind Deutsche und Dänen am Sonnabend erstmals gemeinsam über die Flensburger Förde gerudert.

Sie waren schneller als gedacht. Fünf Frauen und 25 Männer legten sich am Sonnabend bei strahlendem Sonnenschein und ruhiger See mächtig ins Zeug. 40 Minuten brauchten sie, um die vier Kilometer vom dänischen Fördeufer in Kollund bis in den Flensburger Innenhafen zurückzulegen. Deutsch-dänisch war auch die Besatzung - eine gemeinsame Aktion des Flensburger Ruderclubs mit der dänischen Bootsgilde, die sich um den Nachbau kümmert. Noch frisch und gar nicht erschöpft sah Ingo Vorrath nach dem Anlegen aus. "Obwohl das Boot sehr schwer ist, sind wir gut voran gekommen. Und es lässt sich auch sehr gut manövrieren", meinte er.

Grenzüberschreitendes Rudern mit Symbolkraft

Der Nachbau existiert seit drei Jahren und wurde von der Nydam-Bootsgilde mithilfe von Sponsoren, Beiträgen und Spenden für rund 700.000 Euro gebaut. Einmal in der Woche fährt die "Nydamselskabet" damit auf den Alsensund bei Sonderburg, oft in zeitgetreuen Kostümen. Das Boot liegt unweit des historischen Fundortes. 1863 hatte es der Lehrer und Archäologe Conrad Engelhardt in einem Moor entdeckt und bergen lassen. "Er fragte wohl die Flensburger Fischer um Rat, wie er das Holz am besten konservieren könne", vermutet Chef-Archäologe Claus von Carnap-Bornheim von den Landesmuseen. Er verwendete dann große Mengen an Leinöl. Aus Sicht des Experten hat die Wissenschaft diese höchst erfolgreiche Methode bisher noch nicht genug gewürdigt.

Bis 1877 war das alte Nydam-Boot in Flensburg ausgestellt und entwickelte sich dann zunehmend zum Streitobjekt deutscher und dänischer Begehrlichkeiten. Seit mehr als 50 Jahren ist es inzwischen auf Schloss Gottorf zu sehen. Die deutsch-dänische Ruderaktion hat somit hohe Symbolkraft. Und nach langer Zeit kam das Nydam-Boot, wenn auch nicht das echte, zurück nach Flensburg.

500 Jahre vor der Wikingerzeit

Archäologen datieren das Original auf die Zeit um 320 nach Christus. Mit der Wikingerzeit habe es nichts zu tun, betont von Carnap-Bornheim. Damals hätten Germanen in der Region gelebt. Passend dazu wurden die Ruderer von einer Delegation der Thorsberg-Festspiele in Süderbrarup in Empfang genommen, die am zweiten Juli-Wochenende geplant sind. Das dortige Moor gilt ebenfalls als wichtiger archäologischer Fundort dieser Zeit. Europaministerin Anke Spoorendonk, die Schirmherrin der Aktion ist, überreichte eine Spende des Flensburger Ruderclubs an die Dänen in Höhe von 4.000 Euro. Am Sonnabend und Sonntag sind Hafenausfahrten mit Gästen geplant. Danach steuert "Nydam Tveir" wieder Sottropskov am Alsensund an.


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