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Erste Nacht-Kita im Land eröffnet

von Peer-Axel Kroeske

04.05.2016 (archivierter Text)
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In Flensburg hat Schleswig-Holsteins erster 24-Stunden-Kindergarten seinen Betrieb aufgenommen. Das Angebot richtet sich vor allem an Eltern, die im Diako-Krankenhaus im Schichtbetrieb arbeiten.

Nach der Geschichte vom kleinen Sternenpony fallen schnell die Äuglein zu. Lucy-Mae (6) und Skady-Lee (10) schlafen gemeinsam in einem frisch eingerichteten Zimmer. Für die Nachtbetreuung wurde über der Kita Kapernaum in Flensburg eine 90-Quadratmeterwohnung eingerichtet. Insgesamt fünf Betten stehen montags bis donnerstags für Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren bereit.

Kurz nach 20 Uhr geht das Licht aus

Für Wiebke Rüdig stellt das neue Angebot eine große Hilfe dar. Die alleinerziehende Mutter hat mehrmals im Monat Nachtschicht auf der Psychiatrie im benachbarten Diako-Krankenhaus. Bisher betreuten in solchen Fällen die Großeltern oder Babysitter die beiden Mädchen. In der ersten Kita-Nacht übernehmen das nun die beiden Erzieherinnen Melanie Hohmann und Mareike Hahn. Mindestens zwei Aufsichtspersonen müssen anwesend sein. Erst noch ein Gesellschaftsspiel, dann Abendbrot, und kurz nach 20 Uhr geht das Licht aus. Die Erzieherinnen schlafen im Nebenraum mit eingeschaltetem Babyfon und gucken regelmäßig nach dem Rechten. Morgens wird gemeinsam gefrühstückt. Danach wechseln die Kinder in ihre Vormittagsgruppen im Erdgeschoss oder packen ihre Schulranzen. Die Eltern können so nach ihrer Schicht ausschlafen und mittags ihre Kinder abholen.

Langer Vorlauf

Von der Idee bis zur ersten Nacht vergingen sechs Jahre. Das Projekt kam erst in Fahrt, als im Bundesprogramm "Kita Plus" Zuschüsse in Aussicht standen. In Schleswig-Holstein hatte es bislang für Nachtkindergärten kein Regelwerk gegeben. Das musste erst erarbeitet werden. Nun sind die Voraussetzungen geschaffen, um auch in anderen Städten zu starten. Das Angebot in Flensburg gilt als Vorreiter.

Maximal vier Nächte im Monat

Kritikern entgegnet Leiterin Christiane Johannsen, dass Eltern ihre Kinder keineswegs durchgehend abgeben können. Von einem "Abschieben" der Kinder könne keine Rede sein. Es gibt Obergrenzen: Höchstens viermal im Monat dürfen Kinder in dem Betriebskindergarten der Diako übernachten, und in einer Woche höchstens zweimal. Entsprechend werden auch die Schichten im Krankenhaus gelegt. Pro Woche darf die Betreuung 50 Stunden nicht übersteigen, inklusive der Tageszeiten. Finanziell bleibt die Nachtbetreuung erschwinglich. Es gilt derselbe Stundensatz wie tagsüber.

Pluspunkt im Wettbewerb um Mitarbeiter

Das Diako-Krankenhaus erhofft sich mit dem Angebot, im bundesweiten Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter punkten zu können. Die Kita Kapernaum ist eng an die Klinik angebunden. Gut die Hälfte der Eltern arbeiten dort. Auch Polizisten, Feuerwehrleute oder Schichtarbeiter in Betrieben können ihre Kinder künftig nachts betreuen lassen. Zunächst richtet sich aber das Angebot vor allem an diejenigen, die ihre Kinder bereits in der Tagesbetreuung angemeldet haben. Zwei Jahre soll die erste Nacht-Kita Schleswig-Holsteins nun erstmal getestet werden - so lange gilt zunächst die Betriebserlaubnis, die von der Heimaufsicht des Landes erteilt wurde.


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