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Flensburg: Mehr als die Hälfte aller Fälle Corona-Mutationen

von Peer-Axel Kroeske

16.02.2021 (archivierter Text)
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Die Sorge vor einer dritten Corona-Welle ist in Flensburg greifbar geworden. Die britische Virusvariante B1.1.7 treibt das Infektionsgeschehen dort erkennbar an. Ein Krankenhaus schlägt Alarm.

Die Zahlen sprechen für sich: 173 neue Corona-Fälle sind in der vergangenen Woche in Flensburg hinzugekommen. Die Zahl der ausgewiesenen Fälle mit auffälligen Mutationen stieg um 113. Zwar handelt es sich laut Gesundheitsamt nur um "vordiagnostizierte Meldungen", da die Sequenzierung im Detail noch aussteht und offenbar recht lange dauert. Aber: Nach Angaben der Stadt hat sich der Verdacht auf die aus Großbritannien bekannte Variante B1.1.7 bislang immer bestätigt. Seit Mitte Januar seien etwa ein Drittel aller bestätigten Fälle auf eine Virus-Variante zurückzuführen.

RKI-Auswertung: Flensburg ist Mutations-Hochburg

Die Auswertung des RKI vom 10. Februar zur sogenannten Ad-hoc-Erhebung weist sogar in mehr als der Hälfte der Fälle rund um Flensburg Auffälligkeiten aus. Bei der Erhebung wurden im Zeitraum vom 22. bis zum 29. Januar Proben auf Mutationen untersucht. Überall sonst in Schleswig-Holstein und in den meisten Regionen Deutschlands liegt der Anteil unter 20 Prozent.

Damit ist für Klaus Deitmaring, den Geschäftsführer des Malteser St. Franziskus-Hospitals in Flensburg klar, dass das Infektionsgeschehen ganz im Norden nun von den Eigenschaften der hochansteckenden Mutation bestimmt wird. Die Stadt Flensburg geht davon aus, dass die Variante in Situationen übertragen wird, in denen das Original-Virus vorher nicht so schnell übertragen wurde. Die Virusvariante sei deutlich ansteckender und gefährlicher, sagte ein Stadtsprecher. Einen einzigen Ausbruchsherd gebe es nicht, das Virus sei in allen Stadtteilen und an verschiedensten Stellen.

Klinik: "Erhebliche Bedrohung" in drei bis vier Wochen

Deitmaring berichtet von vier Patienten mittleren Alters ohne Vorerkrankung mit unerwartet schwerem Verlauf. Auch bei ihnen wurde die Mutation festgestellt. "Wir haben die Sorge, dass sich daraus eine dritte Welle ableiten wird, die uns als Franziskus-Hospital schnell erreicht. Auch unsere Kapazitäten sind begrenzt und wir kommen dem dann nicht mehr nach," warnt Deitmaring.

Das Malteser Krankenhaus hat schwerpunktmäßig die Corona-Behandlungen im Norden Schleswig-Holsteins übernommen. Momentan ist jeweils die Hälfte der 15 Intensivbetten und der 50 Plätze auf der Isolierstation mit Covid-Patienten belegt.

Doch der Klinik-Chef blickt voraus: "Die Mutation wird erst in drei, vier Wochen so richtig in den Zahlen sichtbar werden." Er spricht von einer "erheblichen Bedrohung" für die Flensburger Bevölkerung.

Infektiologe Rupp: Britische Variante "verzeiht weniger"

Die Verdrängung des "normalen" Coronavirus sei für Flensburg zu erwarten gewesen, weil die Replikation effizienter ist, sagte der Infektiologe Prof. Dr. Jan Rupp, der auch die Landesregierung berät, NDR Schleswig-Holstein. Es hänge entscheidend von den lokalen Maßnahmen ab, wie groß das Ausbruchsgeschehen wird und ob es eine dritte Welle gebe. Außerdem müssten bekannte Maßnahmen wie die Kontaktreduzierung konsequent umgesetzt werden, so Rupp.

Die britische Variante verzeihe weniger, so Rupp: "Wenn Kontakte stattfinden zwischen Personen, die keinen Abstand halten oder keinen Mund-Nasen-Schutz tragen, kann es eine sehr effiziente Übertragung geben." Hätten Infizierte Kontakt zu Menschen in anderen Kreisen oder in Dänemark, sei die Gefahr höher, dass sich die Mutation ausbreitet. Nach Angaben des an Flensburg angrenzenden Kreises Schleswig-Flensburg ist dies dort bereits der Fall.

Corona-Inzidenz nähert sich wieder der 200er-Marke

Im vergangenen Jahr rangierte Flensburg fast durchgehend auf den hinteren Plätzen der Corona-Statistik. Im Januar begannen die Zahlen stetig zu steigen. Als ein Grund galt zunächst ein Silvestertreffen von Leiharbeitern. Auch Menschen, die ihre Familien im Ausland besuchten, hatten sich infiziert.

Doch gleichzeitig häuften sich im gesamten Stadtgebiet die Fälle. Als Ende Januar die Sieben-Tage-Inzidenz erstmals den Wert 200 erreichte, wurden noch verhältnismäßig wenige Proben auf Mutationen untersucht. Zwischenzeitlich gingen die Zahlen zurück. Jetzt nähern sie sich wieder der kritischen Marke.

Dri


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