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Bosse Hill besingt die Straßen seines Lebens

von Peer-Axel Kroeske

20.09.2016 (archivierter Text)
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Auf der Bühne ist Bosse Hill mit Akustiksound zu genießen. Er singt deutsche Lieder, die ausdrucksstark sind - und durchaus mal etwas ungehobelt daherkommen.

Schon morgens um acht dringen Gesang und Rhythmus durch die schwarze Tür. Bosse Hill und Florian Stammel sind die einzigen, die im Proberaumzentrum am Roxy im Flensburger Industriegebiet Süd so früh zu Gange sind. Rund um das Schlagzeug stehen Mikrofone. Die Kabel laufen zu einem Laptop, an dem Bosse Hill die neu aufgenommenen Songs bearbeitet. Zwei Wochen haben sich die beiden Musiker Urlaub genommen, um die CD "Straßen meines Lebens" einzuspielen.

Pizza fahren, um die Musik zu finanzieren

Als Pizzalieferant lernt Bosse Hill, der dem Duo auch seinen Namen gibt, derzeit vor allem die Straßen Flensburgs kennen. Einige sollen als Foto ins Booklet der CD kommen. So fotografierte der 29-Jährige neulich die stark befahrene Husumer Straße bei starkem Regen aus dem Auto: "Da sieht man dann die Tropfen reflektieren. Wenn man da noch etwas die Farbe verändert, ist das eine unglaublich schöne Straße." Diesen Blickwinkel könnte man auf seine Musik übertragen: bodenständig, ehrlich und sehr persönlich.

Vom Filialleiter zum Musiker

Schon als Teenager verbrachte er Stunden im Proberaum. An der dänischen Hjort-Lorenzen-Skole in Schleswig lernt Bosse Hill die ersten Gitarrengriffe. "Es war schon immer sehr schwierig, irgendetwas zu finden, wo ich standhaft war. Und auf einmal fingen wir alle an, Gitarre zu spielen." Bald gründete sich die Punk-Rock-Band "Loud and Dirty". Bosse Hill erinnert sich: "Das hat mich nicht mehr losgelassen, war mein Lebensinhalt." Doch das Berufsleben ließ dafür wenig Raum. Als er dann zum stellvertretenden Filialleiter einer Lebensmittelkette in Süddänemark aufstieg, war plötzlich keine Zeit mehr für die Musik. "Es war ein guter Job. Aber ich habe irgendwann Depressionen bekommen. 70-Stunden-Woche, 15-Stunden-Tage. Das war auch arbeitsrechtlich nicht in Ordnung," sagt er heute. Als Pizzalieferant bleibt ihm nun mehr Zeit. Und da Florian als Barkeeper ebenfalls abends arbeitet, proben beide eben morgens. Die Musik stellt er über alles: "Das ist mein Weg, den ich gehen möchte." Sein Ziel ist es, davon auch leben zu können.

Achtung, Verwechselungsgefahr!

Ihm ist klar, dass mit Axel Bosse bereits ein sehr erfolgreicher Musiker den Namen besetzt hat. Aber Bosse Hill heißt wirklich so. Schon seine Hebamme war von dem Namen beeindruckt. "Die hat damals gesagt: 'Der kann eigentlich nur Schlagersänger werden.' Vielleicht machen wir irgendwann Schlager. Behalte das mal im Hinterkopf, Flo", sagt er und lacht. Tatsächlich singt Bosse Hill auf deutsch und ohne Scheu von seinen Gefühlen, von Liebe oder auch von der Sommerstimmung. Doch seine Musik ist anders, ausdrucksstärker und deutlich ungehobelter. Das Publikum erlebt Bosse und Flo meist im Akustiksound mit Gitarre und Cajon. Denn für ein Schlagzeug ist Bosses Pizzaflitzer einfach zu klein.


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