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The Greyhounds sind Rebellen im Geiste

von Peer-Axel Kroeske

01.08.2016 (archivierter Text)
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Rockabilly ist für die Greyhounds mehr als eine Kostümshow. Die Band aus dem Norden Schleswig-Holsteins steht seit fast 20 Jahren auf der Bühne - und bleibt ihrem Sound stets treu.

Sie wollen keine Show-Band sein, die sich nur verkleidet. Mit ernstem Blick haben sich die Greyhounds für das Cover ihrer neuen CD "Wasteland" ablichten lassen. Rock'n'Roll ist für sie eine Lebenseinstellung. Beim Oldtimertreffen in Jübek kämpfen sie mit dem Wetter. Kräftige Gewitterschauer erschweren den Aufbau. Doch als die ersten Takte von "Little Bop Baby" erklingen, bricht die Sonne durch die Wolken. Locker kündigt Kontrabassist und Sänger Herbert Stäcker das erste Stück als "B-Seite unserer Single von 1997" an. Und zu dieser Single gehört eine besondere Geschichte.

Gleich zu Beginn: Erfolg in Amerika

Der Behindertenbetreuer aus Friedrichstadt unternahm damals gerade seine ersten musikalischen Gehversuche am Kontrabass. Eine Rockabilly-Band gründen - das wollte er schon immer. Sein Vater hatte ihm Johnny Cash und Elvis nahe gebracht. In den 1980er-Jahren erlebte der Rockabilly ein Revival. "Da gabs dann auch endlich neue Sachen. Und da hat mich die Spritze richtig gepackt," erinnert sich Herbert. Die Suche nach musikalischen Mitstreitern in Nordfriesland war nicht ganz einfach, aber irgendwann war die Band komplett und begann zu proben - noch unter dem Namen The Boppin' Passions. Herbert ließ einen Cassettenrekorder mitlaufen und schickte das Band dann an ein spezielles Plattenlabel in den USA. "Die Leute haben gesagt: Spar Dir das Geld. Aber ich bekam wirklich Post zurück: Die machen da eine Single von! Da wurde nichts dran verändert. Weil die Aufnahme so schlecht war und knisterte, hatte ich unbewusst eine authentische Aufnahme wie in den Fünfzigern produziert." In Denver, Colorado lief die Single dann sogar mehrfach im Radio.

The Greyhounds heißt die Band seit dem Jahr 2000. Die Besetzung der Band hat zwischendurch gewechselt, aber ihrem Sound blieb die Band stets treu. Schlagzeug spielt heute Gerrit Andresen aus Oeversee. Mit rötlichem Bart trommelt er im Stehen und singt auch regelmäßig. Er war ursprünglich in der Punk-Rock-Szene zu Hause - für ihn kein Widerspruch: "Eigentlich liegt das gar nicht so fern, weil Rockabilly in den Fünfzigern ja auch so die Rebellenmusik der Jugend war." Er half anfangs als Roadie der Band, trug die Gitarren und baute Lautsprecher auf. Anfangs wusste keiner, dass er durchaus musikalisch ist.

Rockabilly als Lebensphilosophie

Für stilsichere Girattensoli sorgt Nils aus Fockbek, dessen Opel Rekord P2 von 1961 neben der Bühne glänzt - für ihn ein Kultobjekt: "Mit dem gleichen Modell habe ich meine Hochzeitsfahrt gemacht, vor über 30 Jahren." Die Rhythmusgitarre schruppt Jan aus Joldelund. Für alle vier ist ihre Musik auch ein Weg, ein Signal gegen den Mainstream zu setzen: "Ich denke, dass die Gesellschaft immer nur einem Fluss folgt. Keiner geht rechts, links, keiner denkt quer. Man nimmt immer nur auf, was einem vorgeworfen wird", findet Herbert. Verbiegen würden sich die Greyhounds nie. Genauso wenig wollen sie sich aber auch den Gesetzen der Szene beugen, in der jede Abweichung vom reinen Rockabilly-Stil schnell kritisiert wird. Gerrit bringt es auf den Punkt: "Wenn die Leidenschaft verloren geht, geht die Band verloren. Das muss alles vom Herzen kommen."

3 Fragen - 3 Antworten - The Greyhounds
Mit wem würdest Du gerne im Aufzug stecken bleiben?Herbert: "Mit Simone Thomalla. Eine der hübschesten Frauen Deutschlands."
Gerrit: "Mit dem Papst."
Welcher Song sollte auf Deiner Beerdigung gespielt werden?Herbert: "Story Of My Life von den Greyhounds. Was sonst?"
Welche Talente würdest Du gerne besitzen?Gerrit: "Klavier spielen. Das Songschreiben würde mir dann einfacher von der Hand gehen, bilde ich mir ein."

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