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Funklöcher in SH: Die Frist ist abgelaufen

von Peer-Axel Kroeske

02.01.2023 (archivierter Text)
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Bis Jahresende sollten die Betreiber flächendeckend schnelles Internet per Handy anbieten. Trotzdem bleiben 2023 Lücken.

Wer im Zug irgendwo in Schleswig-Holstein mit dem Laptop oder Tablet arbeiten will, kennt das Auf und Ab der Balken in der Empfangsanzeige. Regelmäßig wird aus der 4G-Anzeige ein E und dann nur noch ein G. Das bedeutet: Das Gerät wechselt auf die alte GSM- beziehungsweise EDGE-Technik aus der Zeit vor mehr als 20 Jahren, als es noch keine Smartphones gab. Telefonieren ist dann meist noch mit Aussetzern möglich, Internetseiten brauchen Minuten, wenn sie überhaupt laden. Nach den Vorgaben sollten solche Funklöcher verschwinden: Deutsche Telekom, Vodafone und Telefonica Deutschland hatten sich in der Frequenzauktion von 2019 dazu verpflichtet, bis Ende 2022 in den "weißen Flecken" neue Funkstationen zu bauen.

Offizielle Daten: Schleswig-Holstein bestens versorgt

Bei einem Blick auf die Karte der Bundesnetzagentur wirkt die Lage besser, als es der Eindruck vermuten lässt: Auf 89 Prozent der Fläche Schleswig-Holsteins soll bereits die neue 5G-Technik verfügbar sein. Für das meist ausreichende 4G werden sogar 99,69 Prozent angegeben. Allerdings zeigen sich etwa beim Anbieter Telefonica (O2) große Lücken im 4G-Netz rund um Neumünster und entlang der dänischen Grenze.

Die Bundesnetzagentur teilt dem NDR auf Anfrage mit, alle drei Betreiber erfüllten bereits im November die Auflage, 98 Prozent der Haushalte mit einer hohen Übertragungsrate von mindestens 100 Mbit pro Sekunde zu versorgen. Zusätzlich müssen alle Autobahnen, Bundesstraßen sowie die "fahrgaststarken Schienenwege" abgedeckt sein.

Die Mobilfunknetzbetreiber waren nach Angaben der Bundesbehörde in Schleswig-Holstein insgesamt verpflichtet gewesen, 22 Basisstationen in weißen Flecken bis zum Jahresende in Betrieb zu nehmen. In den kommenden Tagen müssen die Mobilfunkbetreiber nun ihre Abschlussberichte vorlegen. Sobald diese ausgewertet sind, will die Bundesnetzagentur darüber informieren.

Kein Empfang im Haus, Auto oder Zug: Pegel-Vorgaben gelten nur für draußen

Selbst wenn dann offiziell alle Lücken geschlossen sein sollten, dürfte es aber bei vielen Aussetzern bleiben. Denn die Bundesnetzagentur definiert bereits einen schwachen Signalpegel von -109 dBm (Dezibel Milliwatt) als ausreichend. Dieser gilt für Messungen, die draußen an freien Stellen erfolgen. Innerhalb von Gebäuden oder bei leichten Abschirmungen reicht das Signal dann vielerorts nicht mehr aus. Das ist insbesondere in Zügen, oft auch in Autos der Fall.

Neue Masten kommen hinzu

Zumindest hat sich die Lage etwas gebessert. Die Telekom startete bereits vor drei Jahren die Aktion "Wir jagen Funklöcher". Dabei sollten die Gemeinden auf das Unternehmen zukommen. Üblicherweise ist es umgekehrt. Auf diese Weise entstand etwa eine neue 4G-Station am Feuerwehrgerätehaus in Ellund an der dänischen Grenze. Dieser Bereich galt lange als von Deutschland aus unterversorgt, obwohl die A7 hier entlang führt. Stattdessen wechselten Handys oft ins dänische Netz. Das ist weniger geworden. Weitere neue Masten, die jetzt bei Böxlund, Süderlügum und Aventoft in Betrieb sind, sorgen inzwischen für stabileren Empfang, zumindest bei der Telekom.

Zu Gast im Netz der Konkurrenten

Gelegentlich wechseln die Handys auch in die Netze der Konkurrenten. Das lässt sich mit speziellen Apps wie Cellmapper beobachten. Wer sonst über die Telekom verbunden ist, funkt beispielsweise in Mühlenbrück im Kreis Schleswig-Flensburg über die Vodafone-Antennen auf dem dortigen Betonsilo. Die Telekom-Signale aus Oeversee, Havetoftloit und vom Fernsehturm bei Freienwill sind hier nur schwach aufzunehmen. Dieses "Inlands-Roaming" greift aber nur, wo es die Anbieter speziell für den jeweiligen Standort vereinbart haben.


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