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5G in Schleswig-Holstein: Die größeren Orte haben Empfang

von Peer-Axel Kroeske

23.11.2020 (archivierter Text)
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Die Städte und größeren Orte in Schleswig-Holstein sind inzwischen mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G versorgt. Auf dem Land empfangen Handys dagegen vielerorts fast gar keine Daten.

Den Anfang hat Vodafone im Juli 2019 gemacht. Das Unternehmen nahm etwas außerhalb des nordfriesischen Dorfes Hattstedt den ersten 5G-Mast in Schleswig-Holstein regulär in Betrieb, der nur wenige Häuser erreichte. Doch inzwischen hat die Telekom mit mehr als 400 aufgerüsteten Mobilfunkmasten in Schleswig-Holstein die Nase vorn, während Vodafone nur auf 41 Standorte kommt.

Der Anbieter O2 konzentrierte sich bei seinem 5G-Start im Oktober zunächst auf wenige deutsche Großstädte. Schleswig-Holstein war nicht dabei. Das Unternehmen 1&1, das ebenfalls Frequenzen ersteigert hatte, will erst in einem Jahr loslegen. Doch alle Anbieter haben bis 2025 dasselbe Ziel wie die Telekom: "Wir haben die Lizenzverpflichtung, 98 Prozent der Bevölkerung zu versorgen. Und daran arbeiten wir mit Hochdruck", sagt der Kommunalbeauftragte Thomas Fannasch.

Ideen für schnelle Mobilfunkdaten gesucht

Wer nach dem Nutzen von 5G fragt, hört oft von visionären Ideen. Der schnelle Datentransfer und die kurzen Reaktionszeiten sollen es ermöglichen, unbemannte Autos oder Drohnen fernzusteuern. Dass so etwas in Schleswig-Holstein bereits geschieht, ist Fannasch nicht bekannt. Konkrete Ideen sollen erst noch entwickelt werden. Ein Beispiel ist das Projekt "Baltic Future Port" in Lübeck. Es erhält 100.000 Euro aus einem Innovationstopf des Bundesverkehrsministeriums, um 5G in der Hafenlogistik anzuwenden.

Spielfilme in Sekunden aufs Handy

Privatanwender sparen ein paar Sekunden, wenn sie große Dateien herunterladen. Das kann ein Spielfilm sein, vorausgesetzt das Datenvolumen im Handyvertrag reicht dazu überhaupt aus. Die neue Technik funktioniert momentan nur mit Geräten der neuesten Generation, für deren 5G-Variante nicht selten ein Aufpreis fällig ist. Nutzerzahlen gibt die Telekom noch nicht bekannt. Klar ist aber: es wird der Standard der kommenden Jahre.

Ländliche Regionen bleiben langsam

Die bisher in Schleswig-Holstein verwendeten Frequenzen im 2- und 3-GHz-Bereich haben zudem nur eine geringe Reichweite. Der Telekom-Experte schätzt sie auf ein bis zwei Kilometer. Wer sich weiter vom Mast entfernt, empfängt im besten Fall nur noch ein Signal im bisherigen Standard 4G (LTE). Die geforderte 5G-Flächenabdeckung will die Telekom mithilfe der reichweitenstarken 700 MHz-Frequenzen erreichen. Allerdings sind laut Fannasch in diesem Bereich keine erhöhten Datenraten möglich. 5G dürfte damit seine Vorteile nur in unmittelbarer Nähe der Masten ausspielen können.

0,01 statt 1.000 Megabit

Das Problem der weißen Flecken auf dem Land wird somit nicht gelöst. Obwohl alle Mobilfunkanbieter mit einer fast lückenlosen 4G-Abdeckung werben, empfangen die Handys in der Praxis oft nur schwache Signale. Innerhalb von Gebäuden, in Senken oder am Waldrand springen sie auf die 90er-Jahre-Technik GSM zurück, die weniger als ein Tausendstel der Daten überträgt. Bilder brauchen Minuten zum Laden, an Videos ist nicht zu denken. Dafür würde schon ein Bruchteil der 4G-Geschwindigkeit ausreichen, wenn diese nur verlässlich zur Verfügung stünde.

Weiße Flecken sollen geschlossen werden

5G hat im Moment Priorität. Die Anbieter versprechen aber, dass sie auch weiterhin 4G ausbauen. So plant Vodafone in Schleswig-Holstein 50 neue Sendemasten, 60 sollen verstärkt werden. Die Telekom will beispielsweise an der dänischen Grenze neue Standorte in Ellund, Böxlund, Süderlügum und Aventoft errichten, wo bisher zum Teil gar kein Signal zu empfangen war. Nach einer internationalen Absprache dürfen dort seit einigen Monaten alle Anbieter ihre Leistung erhöhen. Diese war bisher reduziert, um grenzüberschreitende Störungen zu vermeiden.

UMTS verschwindet 2021

Für die knapp 20 Jahre alte 3G-Technik (UMTS), die einst den Durchbruch des mobilen Internets brachte, hat indes die letzte Stunde geschlagen. Telekom und Vodafone wollen sie Ende Juni abschalten, O2 zum Jahresende 2021. Diese Frequenzen werden bald komplett für 5G genutzt. Wo 3G derzeit noch die Versorgung sichert, versprechen die Anbieter zudem eine verbesserte 4G-Abdeckung. Alte Mobilfunkverträge, die bisher noch kein 4G-Netz zulassen, werden derzeit auf den aktuellen Standard angepasst.

Nord-Süd-Gefälle beim Protest gegen strahlende Sendemasten

Zum Reizwort ist 5G für diejenigen geworden, die einen negativen Einfluss durch die Strahlung auf ihre Gesundheit befürchten. Die Sendeleistung an den Masten steige aber nicht nennenswert, da die neue Technik praktisch 3G ersetze, argumentiert Fannasch. Zudem betont er: "Je dichter die Sendeanlage am Bürger ist, desto geringer muss die Leistung sein." Das gelte auch für das Handy am Ohr, das bei gutem Empfang seine Strahlung automatisch reduziert.

Die besonders hohen Frequenzen über 20 GHz, vor denen einige "5G-Kritiker" warnen, sind derzeit noch nicht in Betrieb und können nur den unmittelbaren Nahbereich einer Mobilfunkantenne versorgen. Auch in Schleswig-Holstein haben sich einige Bürgerinitiativen formiert. Die Telekom-Planer sehen beim Protest gegen neue Masten bundesweit ein Nord-Süd-Gefälle. Insgesamt sei es hier deshalb vergleichsweise ruhig, sagen sie.


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