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Großer Frühjahrsmarkt ohne Corona-Auflagen startet in Flensburg

von Peer-Axel Kroeske

01.04.2022 (archivierter Text)
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In Flensburg ist der erste große Jahrmarkt gestartet. Für die Schausteller ist es ein Neubeginn - nach zwei Jahren auf Sparflamme.

Erst geht es auf Kippschwellen durch ein Bällebad, dann über eine nach oben gewölbte Brücke aus lauter Rollen an den Kühen vorbei: Wer sich durch die "Verrückte Farm" von Walter Adriano Hortz kämpft, durchläuft einen lustigen Hindernisparcours. Weniger Vergnügen hatte der junge Vater, der in eine Schaustellerfamilie aus Heide (Kreis Dithmarschen) eingeheiratet hat, am wirtschaftlichen Stop-And-Go der vergangenen beiden Jahren. Er konnte die "Verrückte Farm" nicht einsetzen, die er gerade erst von einem Kollegen übernommen hatte. "Ein gutes Jahr standen wir still," bilanziert er. Hortz bekam zwar staatliche Unterstützung, verschuldete sich aber trotzdem mit einer höheren fünfstelligen Summe.

Erste Lichtblicke im Herbst

Ähnlich erging es Frank Dörksen, dem Vorsitzenden des Schaustellerverbandes Schleswig-Holstein. Nur einer seiner sieben Süßwaren-Stände war gelegentlich unterwegs, etwa auf dem Flensburger Weihnachtsmarkt. Alle anderen standen ungenutzt auf dem Hof. Ein erster Lichtblick seien dann die ersten Märkte im vergangenen Herbst gewesen, berichtet er, trotz der Kontrollen, Auflagen und der begrenzten Publikumszahl.

Während in anderen Bundesländern Volksfeste aller Art verboten waren, ermöglichte die schleswig-holsteinische Landesregierung die Jahrmärkte unter strengen Auflagen. Die Nachfrage war enorm: Auf der Flensburger Exe wurde der Herbstmarkt deshalb spontan von zwei auf drei Wochen verlängert. "Und auf dem Schleswiger Peermarkt hatten wir teilweise mehr Leute draußen in der Schlange als drinnen," erinnert sich Dörksen.

Vom Riesenrad bis zum "Breakdancer" wieder alles dabei

Diesmal kann sich der Flensburger Markt ohne Einschränkungen voll ausbreiten. An seinem Stammplatz überragt das Riesenrad den Platz, diagonal gegenüber lockt das Riesenpendel "Mach-1" an einem hohen Kran kreischende Geschwindigkeitsfans in seine Schleudersitze. Ein stabiler Magen ist auch im "Breakdancer" von Vorteil, an dem die Kabinen chaotisch im Kreis zentrifugieren, wenngleich mit geringerer Fallhöhe.

Zwischenzeitlich fragten sich die Schausteller zwar, ob - wie vor einigen Jahren - Container für Flüchtlinge einen Teil der Exe belegen. Doch das ist bisher nicht geplant.

Etwa jeder vierte Besucher mit Maske

Nicht einmal in den Fahrgeschäften gilt noch eine Maskenpflicht. Dennoch haben viele Besucher eine dabei. "Wenn es zu eng wird, setze ich sie auf," meint eine Frau, die mit ihrem Enkelkind gerade vergeblich versucht, Stofftiere an einem Greifarm hochzuziehen. Lisa Hansen und Mareike Krohn sind vor allem froh, dass sie mit ihren Kindern diesmal nicht anstehen müssen. "Diesmal ist es viel freier", meinen sie. Ihre jüngeren Töchter haben Jahrmarkt ohne Maske noch nie erlebt und sind begeistert.

Preise bleiben weitgehend stabil

Als Svea, Runa, Amelie und Lia nach der Achterbahnfahrt Enten angeln wollen, leert sich schnell das Portemonnaie. Insgesamt seien die Preise auf dem Jahrmarkt trotz gestiegener Kosten aber noch nicht nennenswert erhöht worden, meint Frank Dörksen. Er blickt jetzt wieder optimistisch nach vorn und lobt auch rückblickend das schleswig-holsteinische Corona-Management. Es habe immer ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Schausteller gehabt und pragmatisch reagiert. Ohnehin wolle er nicht jammern, betont er. Schließlich habe er auch mit der November- und Dezemberhilfe vor gut einem Jahr mehr als 100.000 Euro bekommen, die er nicht zurückzuzahlen braucht.

Frühjahrsmarkt über Ostern in Kiel

Anderthalb Wochen ist nun täglich von 14 bis 23 Uhr auf der Flensburger Exe Betrieb. Viele der Schausteller ziehen anschließend weiter nach Kiel, wo der Frühjahrsmarkt am Ostersonnabend beginnt. Die größeren Fahrgeschäfte touren dann quer durch Deutschland, während sich die schleswig-holsteinischen Schausteller allein im April noch auf ein Dutzend weiterer Termine vor allem im Holsteinischen verteilen.


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