Flensburgs Heavy-Metal-Bühne über der Bowlingbahn
von Peer-Axel Kroeske
12.02.2023 (archivierter Text)
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Laut Bahnbetreiber ist es eine Weltpremiere: Unter den Bands rollen die Bowlingkugeln durch. Dafür hat das Team ein hölzernes Spezialgestell gebaut. Damit wird eine Bierlaunen-Idee Wirklichkeit.
Christian Reinheimer ist überzeugt: Heavy Metal kann man nicht aus der Konserve machen. "Das muss drücken! Das muss live sein!", so Reinheimer. Er betreibt das Bowling-Center im Parkhaus an der Roten Straße im Flensburger Zentrum. Hier rollen schon seit 1969 die Kugeln. Der Disco-Abend steht freitags und sonnabends regelmäßig auf dem Kalender. Bei einem Bier mit dem Chef des Getränkelieferanten kam beiden dann eine neue Idee. Denn einige Gäste wünschten sich mal etwas anderes.
Ständerwerk auf 30 Zentimeter-Lücken zwischen den Bahnen
Zu diesen Gästen gehört Lars Petersen von der Baltic Fighters-Crew, einem Flensburger Motorradclub, auf Bahn 6. "Hammer!" lautet sein Kommentar, als er auf die Bühne blickt, die Christian Reinheimer mit seinem Team 13 Stunden lang am Vortag aufgebaut hat. "Zwischen den Bahnen ist 30 Zentimeter Platz," erklärt dieser. Dort fußt nun die solide Kantholz-Konstruktion.
Bands gefangen auf der Bühne
Für Till Stade von der Schleswiger Band "Now" ist es mit Abstand die ungewöhnlichste Bühne, auf der er je gespielt hat - noch etwas spezieller als damals das Schuppendach bei "Rock op de Hütt" in Kropp, auf dem er mit seiner früheren Formation "Down on Knees" einmal aufgetreten war. Klar ist: Sobald die Kugeln rollen, kommt die Band da nicht mehr so leicht runter. Stades Kommentar: "Hoffentlich ist genug Bier auf der Bühne!"
Rocksounds übertönen Bowling-Gepolter
Bier ist jedenfalls genug vorhanden. Die Gäste stärken sich beim Buffet und nutzen anschließend die Getränke-Flatrate. Und dann geht es los. Die Flensburger Band "Backdraft" haut zuerst in die Saiten. Die ersten Pins fallen zu den virtuosen Gitarrensoli von Iron-Maiden- und Judas-Priest-Songs. Die Bowlingteams können bei einem Meter Bühnenhöhe Bahn und Band gut sehen, aber das übliche Gepolter nicht hören. Denn die kräftigen Rocksounds übertönen locker den Krach auf den Bahnen. Es wird nicht das letzte Mal sein. Christian Reinheimer wird die Spezialbühne erstmal einlagern, aber es kann jederzeit wieder losgehen.