Strompreise und Gaspreise fallen in Schleswig-Holstein nur langsam
von Peer-Axel Kroeske
23.05.2023 (archivierter Text)
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Die Grundversorgung bleibt weiterhin teuer. Verbraucher können aber wieder in günstigere Sondertarife wechseln.
Strom und Gas sind im Großhandel wieder deutlich günstiger geworden. Doch in Schleswig-Holstein starten nur einzelne Grundversorger mit niedrigeren Preisen in die zweite Jahreshälfte. Darunter sind die Stadtwerke in Elmshorn, Neumünster und Geesthacht, die sowohl Strom- als auch Gastarife senken.
Das Unternehmen E.ON bleibt mit seinem Stromtarif von mehr als 54 Cent pro Kilowattstunde im Gebiet der Schleswig-Holstein-Netz AG auf einem hohen Niveau. Die Stadtwerke Heide liegen mit rund 68 Cent an der Spitze. Mit 38 bis 43 Cent verlangen die Stadtwerke Kiel, Lübeck und Flensburg deutlich weniger. Sie wollen ebenfalls die Preise vorerst beibehalten. Die Stadtwerke Flensburg kündigten eine Preissenkung an, die später im Jahr greifen soll.
Extreme Preisunterschiede bei den Gaspreisen
Die Versorger begründen die Unterschiede mit den Einkaufspreisen, die im vergangenen Jahr extrem schwankten. Einige Unternehmen bestellten ihren Bedarf offenbar im Voraus zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Gewaltige Unterschiede gibt es auch bei den Gaspreisen: Sie bewegen sich in der Grundversorgung künftig zwischen gut 11 Cent in Neumünster und knapp 22 Cent in Quickborn.
Grundversorger zwischenzeitlich am günstigsten
Grundsätzlich spiegeln die Tarife erst um einige Monate versetzt die Preise im Großhandel wieder. Wegen der Unsicherheiten nahmen etliche Anbieter im Herbst und Winter keine neuen Kunden mehr an. Die Grundversorger sind in ihrem jeweiligen Gebiet jedoch dazu verpflichtet. Dies hatte zur Folge, dass die Grundversorgung während der Turbulenzen im Spätsommer 2022 vielerorts am günstigsten war.
Verbraucherzentrale: Wechsel kann sinnvoll sein
Tom Janneck von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein hat die Entwicklung verfolgt: "Die Grundversorger haben in den Hochpreisphasen eine wichtige Funktion eingenommen, so dass wir unsere Energie überhaupt noch bezahlen konnten. Aktuell bei den sinkenden Preisen für Strom und Gas kann es wirtschaftlich sinnvoll sein, den Anbieter zu wechseln."
Sondertarife gibt es wieder in Hülle und Fülle
Sondertarife sind jetzt wieder in großer Zahl auch von schleswig-holsteinischen Anbietern verfügbar. Janneck rät allerdings dazu, auf die Vertragslaufzeit zu achten. Der Gaspreis liegt etwa um die Hälfte höher als vor der Energiekrise, Strom ist seitdem um ein Drittel teurer geworden.
Bei Vertragswechsel Preisbremsen berücksichtigen
Allerdings lohnt der Wechsel in einen Sondertarif nicht in jedem Fall. Grund dafür sind die Preisbremsen für Strom und Gas. Wer seinen Verbrauch in diesem Jahr deutlich senkt, kann von einem hohen Strom- oder Gaspreis rechnerisch sogar profitieren. In anderen Fällen liegt der neue Preis nur minimal unter den Preisgrenzen von 40 Cent beim Strom und 12 Cent beim Gas, so dass sich der Aufwand für den Wechsel eventuell nicht lohnt.
Gaspreis soll spätestens 2027 wieder steigen
Langfristig soll der Gaspreis deutlich steigen. Grund dafür ist der Emissionshandel (ETH II) für den Gebäudesektor, der nach den Plänen der EU voraussichtlich ab 2027 greift. Von Jahr zu Jahr darf dann immer weniger Gas, Öl und Kohle verfeuert werden, um den Klimawandel nicht weiter anzutreiben. Entsprechend verteuert sich die Erlaubnis, das klimaschädliche Gas CO2 auszustoßen.
Prognose: Neue Gasheizung bedeutet Mehrkosten
Wer jetzt eine neue Gasheizung einbaut, muss mit Mehrkosten von rund 15.300 Euro über 20 Jahre in einem Vier-Personen-Haushalt rechnen, schätzt das Mercator-Institut in Potsdam, das zu Klimafragen forscht. Die Wissenschaftler vergleichen in ihrer Prognose Gaspreise mit und ohne CO2-Bepreisung.
Strompreis könnte langfristig stabil bleiben
Strom verteuert sich durch den Emissionshandel dagegen nur übergangsweise, solange Kraftwerke hierfür noch Kohle und Gas nutzen. Für Wind- und Sonnenenergie wird kein CO2-Preis fällig. Somit erwarten Experten, dass der Strompreis langfristig eher stabil bleibt.
Zunehmend werden für Verbraucher auch flexible Tarife angeboten, die im Tagesverlauf schwanken. Wenn gerade viel Wind- und Sonnenenergie verfügbar ist, sind die Preise dann niedrig, während einer "Dunkelflaute" steigen sie.