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Flensburger Schiffbau-Gesellschaft: 111 Millionen Verlust

von Peer-Axel Kroeske

24.06.2019 (archivierter Text)
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111 Millionen Euro Verlust hat die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft laut Jahresbericht der Muttergesellschaft Siem Industries im vergangenen Jahr gemacht. Künftige Aufträge stehen offenbar auf der Kippe.

Vom Millionenplus ins Millionenminus hat sich das Ergebnis von Siem Industries gewendet. Das internationale Großunternehmen mit norwegischer Leitung ist die Muttergesellschaft der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft (FSG). 2018 lief das Öl- und Gasgeschäft der Norweger zufriedenstellend. Aber die FSG habe mit Problemen im Management und bei Subunternehmern zu kämpfen gehabt, schreibt Vorstand Kristian Siem. Und nicht zuletzt fehle Geld, um den Bau großer Schiffe vorzufinanzieren. Die FSG habe die Ergebnisse massiv nach unten gezogen, so Siem. Es geht um einen Jahresverlust von 111 Millionen Euro. Dabei gehöre die Werft nicht einmal zum Kerngeschäft. Und das sei ein Grund, sich zurück zu ziehen.

Mitarbeiter zu anderen Werften?

Im Februar war deshalb Lars Windhorst bei der FSG eingestiegen. Der Deutsche ist bekannt für Investitionen mit hohem Risiko. Laut IG Metall bekräftigte Windhorst jetzt auf einer Betriebsversammlung, er sehe für die Werft eine Perspektive. In wenigen Wochen soll ein Konzept stehen, wie es weitergeht. Michael Schmidt von der Gewerkschaft berichtet, auf der Betriebsversammlung sei auch über das Thema Kurzarbeit gesprochen worden. Derzeit seien 40 der rund 700 Beschäftigten davon betroffen - zunächst bis zum Sommerurlaub im Juli. "Danach gibt es Überlegungen, um die Kurzarbeit zu reduzieren, dass manche auf einer anderen Werft arbeiten", so Schmidt. Die FSG-Leitung wollte das auf Anfrage von NDR Schleswig-Holstein am Montag nicht kommentieren.

Nur eine von vier Großfähren in Bau

Der weitere Zeitplan hängt davon ab, ob die FSG den Bau neuer Schiffe vorfinanzieren kann. Deren Volumen beträgt laut Siem 800 Millionen Euro. Darunter sind vier Großfähren: jeweils eine für Reedereien in Frankreich und Irland, sowie zwei für Australien. Doch derzeit befindet sich nur eine im Bau: Auf die französische "Honfleur" konzentrieren sich derzeit alle Kräfte. Laut Siem-Jahresbericht ist die Auslieferung jetzt für Anfang 2020 geplant - ein halbes Jahr zu spät. Bei den drei anderen Großfähren wird die Produktion noch nicht in Angriff genommen. Die FSG-Leitung hatte das mit Produktionsabläufen begründet.

Verhandlungen über australische Aufträge

In Australien wächst deshalb die Unruhe. Geplant war, dass die beiden Schiffe bereits 2021 in Betrieb sind. Sie verbinden die Insel Tasmanien mit dem australischen Festland. Die Regionalregierung gerät nach Medienberichten mit dem 440 Millionen Euro-Auftrag bereits unter Druck, da der Termin offenbar nicht zu halten ist. Laut Siem-Jahresbericht verspätet sich der Bau aller geplanten Großfähren, weil die Finanzierung nicht geklärt ist. Die australische Reederei erwägt bereits, eine andere Werft zu beauftragen.

Zu strenge Vorgaben für Landesbürgschaften?

Kritik übt der Jahresbericht auch indirekt an der deutschen Förderpolitik. In vielen Ländern würden Kreditgeber und der Staat den Schiffbau unterstützen, heißt es darin. Siem habe die FSG 2014 vor der Pleite gerettet. Deshalb habe das Unternehmen erwartet, auch künftig Hilfe zu erhalten. Doch die Bedingungen dafür seien zu streng. Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) stellte klar, die FSG könne nur mit einem positiven Gutachten Bürgschaften erhalten. Wenn sich die Auslieferung von Schiffen verspäte, sei das aber nicht möglich. Buchholz betonte zudem, das Land habe der Flensburger Werft vor der Krise Bürgschaften und Innovationshilfen von rund 400 Millionen Euro gewährt.


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