Konventionalstrafe für Flensburger Werft
von Peer-Axel Kroeske
14.09.2018 (archivierter Text)
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Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft FSG muss eine Strafe zahlen. Grund: Der Bau einer großen Fähre verzögerte sich. Die Werft hat die technischen Probleme aber inzwischen im Griff.
Am Flensburger Hafen bietet sich seit einigen Wochen ein ungewöhnliches Bild: Gleich drei große Fähren liegen außerhalb der Halle am Pier und warten auf ihre Fertigstellung. Zum Sorgenkind hat sich dabei die "W.B.Yeats" entwickelt. Mit Stellplätzen auf fast drei Kilometern Länge, rund 1.800 Betten und Restaurants zählt sie zu den größten Passagier-, Auto- und Frachtfähren der Welt. Die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft hatte bisher aber noch keine Erfahrung mit derartigen Passagierfähren. Angesichts einer drohenden Auftragsflaute sagte die Werft im Mai 2016 jedoch zu, das Schiff innerhalb von zwei Jahren zu entwickeln und zu bauen.
Ehrgeiziger Zeitplan für den Prototypen
Der geplante Auslieferungstermin Ende Juni war jedoch nicht zu halten. Nach Angaben der Werft waren dafür auch die Zulieferer verantwortlich. Mehr Komponenten denn je kamen von außerhalb - unter anderem aus Polen. Weil ein Vertragspartner Probleme hatte, bezahlte die Flensburger Werft dessen Subunternehmer direkt. "Der Innenausbau ist nun abgeschlossen", stellt FSG-Geschäftsführer Rüdiger Fuchs fest. Probleme bereitete auch die Abdichtung von Kabelsträngen, die durch die massiven Metallwände geführt werden müssen. "Auch da haben wir jetzt eine Lösung und die setzen wir jetzt mit Hochdruck um", so Fuchs. Er rechnet fest mit einer Probefahrt im Oktober.
Konventionalstrafe für jeden Tag Verspätung
Die Reederei Irish Ferries musste wegen der Verzögerung im Juni bereits rund 5.000 Tickets auf der Route von Dublin ins französische Cherbourg umbuchen. Nun stehe der Reederei eine vertragliche Entschädigung zu, bestätigt der Geschäftsführer. Die genaue Summe ist nicht bekannt. Als üblich gilt eine Konventionalstrafe in Höhe von 0,01 bis 0,02 Prozent des Kaufpreises. Dieser beträgt laut Irish Ferries 144 Millionen Euro. Somit müsste die FSG jeden Tag einen unteren fünfstelligen Betrag bezahlen.
Nächste Superfähre bereits in Bau
Die Auftragslage für die FSG insgesamt hat sich unterdessen verbessert: Die knapp 700 Beschäftigten haben nach aktuellem Stand bis ins Jahr 2021 zu tun. Bestellt sind unter anderem zwei Passagierfähren für Australien, die mit LNG-Flüssiggas fahren und die die Ingenieure damit vor neue Herausforderungen stellen. Auch Irish Ferries hat eine weitere Riesenfähre bestellt, die nach Angaben des Unternehmens die größte Passagierfähre der Welt werden soll.