Der "Reetpoet" von Pellworm
von Peer-Axel Kroeske
30.10.2022 (archivierter Text)
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Songwriter Frizz Feick zog vor drei Jahren von Bückeburg auf die Nordseeinsel Pellworm. Er hat es nicht bereut.
Er guckt nicht über den Deich, aber immerhin auf den Deich. Das Reetdachhaus von Frizz Feick und seiner Frau steht an einer der tiefsten Stellen der grünen Insel, deren größter Teil etwa einen Meter unterhalb des Meeresspiegels liegt. Im Musikzimmer direkt unter dem Reet steht das rote E-Piano bereit, an denen Frizz seine Songs komponiert. Daneben Saxophone, Gitarren, ein Banjo, das er für 15 Euro gebraucht auf der Insel gekauft hat und viele andere Instrumente.
Der Blick über die Nordsee - immer wieder anders
Der Morgenspaziergang mit seinen beiden Bernhardinern auf dem Deich an der Westseite Pellworms ist für Frizz der Höhepunkt des Tages. "Wir haben Hallig Süderoog vor der Haustür. Erstmal haben wir jeden Tag anderes Licht. Mal hast Du das Gefühl, Du kannst rüberspucken. Und mal ist es kilometerweit entfernt," schwärmt er. 2016 hatte er im Urlaub einen ersten Eindruck von der Insel bekommen. Drei Jahre später kaufte er mit seiner Frau das gut 100 Jahre alte Reetdachhaus. Nirgendwo sonst könne er so gut komponieren, meint er. Und so schreibt er Songs über "Mitternacht am Hafen", die Sehnsucht, "nordwärts" zu ziehen, oder auch einfach "Frauen im Sommer."
Stefan Gwildis "rettete" ihm das Leben
Andere Musiker zieht es in die Städte. Frizz hat das hinter sich. Er war regelmäßig in Berlin zu Gast, wo ein Techniker mal meinte, sein Sound sei zu laut. Daraufhin schrieb er das Lied "Zu laut für Berlin." "In Leipzig rettete mir Stefan Gwildis, mit dem mein Stil oft verglichen wird, mal das Leben," erzählt er. "Ich fiel von der Bühne runter. Stefan hat mich aufgefangen." Und in Hamburg studierte er Saxophon an der "Musicstation".
"Kai Wingenfelder mag keine Saxophone!"
Das Saxophon ist auf seiner jüngsten CD "Frühling auf Pellworm" nur im Titelsong zu hören und klingt irgendwie anders als sonst. Seine Erklärung: "Kai Wingenfelder mag keine Saxophone. Er hat sie wie Trompeten abgemischt." Der Frontmann von "Fury in the Slaugherhouse", der seit einigen Jahren in Geltorf bei Schleswig lebt, hat nämlich die jüngsten Tonträger von Frizz Feick produziert. Der Kontakt entstand übrigens über die Ehefrauen, die sich zufällig auf einem Kunsthandwerkermarkt kennenlernten. Martina entwirft und verkauft auf Pellworm Strickmode, Claudes Spezialität sind Leuchten aus Strandgut. Irgendwann stellten sie fest, dass ihre Männer beide Musik machen.
Pellworm hat jetzt eine Musikszene
Das Strickgeschäft, ein umgebauter Stall, wird im Winter wieder zur Konzertscheune. Im Sommer baut Frizz fast jeden Montag sein Keyboard vor dem "Deichstall" auf und gibt zusammen mit befreundeten Musikern Konzerte. Sein Vorteil: Auf Pellworm gibt es kaum Konkurrenz. "Die Leute sind neugierig," stellt er fest. In der Woche gibt er drei Erwachsenen und gut zehn Jugendlichen Instrumentalunterricht.
"Heidi Krum" ganz handzahm
Ansonsten kümmert sich Frizz um den kleinen Zoo hinter dem Haus: Zwei Esel und vier wohlgenährte "Luxusschafe" - mit der Flasche großgezogen. Sie tragen originelle Namen: "Heidi Krum, weil sie so krumme Beine hat und Rosi Mercedes, weil sie einen Hintern wie eine Limousine hat." Die Idylle ist nah, die Kulturszene weit weg. Aber gelegentlich fährt Frizz für Konzerte dann doch aufs Festland - zum Zuhören und auch um selbst zu spielen.
Am 30.Oktober ist Frizz Feick zusammen mit dem Saxophonisten Johnny Möller und der Hamburger Formation "Hafennacht" im Landschaftsmuseum Unewatt bei Flensburg zu Gast. Das Konzert beginnt um 18.30 Uhr.