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Flugplatz Leck: 340 Hektar und ein wenig Science-Fiction

von Peer-Axel Kroeske

04.08.2019 (archivierter Text)
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Unbemannte Flugtaxis nach Sylt - das ist eine der Ideen für den ehemaligen Fliegerhorst Leck. Noch liegt das Gelände aber brach. Nur die Landebahn wurde für Pkw-Tests geflickt.

Für den ehemaligen NATO-Flugplatz Leck (Kreis Nordfriesland) gibt es schon seit sechs Jahren allerhand Ideen: Ein Feriendorf für Hobbyflieger könnte entstehen. Neuerdings ist sogar von Flugtaxis und Drohnen die Rede. Außerdem könnten amerikanische Internetkonzerne riesige Rechenzentren bauen. Zu sehen ist von all dem noch so gut wie nichts. Nur das Kraftfahrtbundesamt saniert bereits für Pkw-Tests provisorisch einen Teil der Landebahn.

30 Grad, flirrende Luft, bis weit in die Ferne scheint die drei Kilometer lange Landebahn zu reichen. Hier könnte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) bald ein Stück Autobahn simulieren und die Abgaswerte von Autos unter realen Bedingungen testen. Auch einige Kurven sollen dafür ausgebaut werden. Noch bohren sich allerdings Pflanzen durch die Nähte der alten Betonplatten. Etwas scheint zumindest zu passieren: Einzelne Arbeiter markieren die Bahn und bessern Risse aus - ein Anfang.

300 Autotests im Jahr geplant

Offiziell teilt die Behörde nur mit, sie warte selbst noch auf eine Lärmschutz-Genehmigung vom zuständigen Landesamt. Beantragt hat das KBA Abgastests, Ausrollversuche, Geräuschmessungen und "fahrdynamische Untersuchungen". An 150 Tagen im Jahr sollen jeweils zwei Fahrzeuge auf die Rollbahn. Die KBA-Pläne infolge des Dieselskandals kamen für die nordfriesischen Gemeinden Leck, Klixbüll und Tinningstedt unerwartet. Noch immer gehört das Gelände dem Bund, der auf diese Weise einen Teil weiter nutzt. Dabei machen sich die Gemeinden schon seit sechs Jahren Gedanken, was dort entstehen könnte. Denn seit dieser Zeit liegt der Platz weitgehend brach.

Bundeswehr bleibt noch bis 2025

Ursprünglich gingen sie davon aus, dass die Bundeswehr in diesem Jahr auch die letzten 24 Hektar räumen würde. Weil die Neubauten für die elektronische Kampfführung im benachbarten Stadum aber noch nicht so weit sind, soll es nun wohl bis 2025 dauern. Die Gemeinden haben bereits mehrere "Zeitschleifen" gedreht, stellt Lecks Bürgermeister Andreas Deidert (CDU) fest.

Das Flüchtlingsdorf, das nie entstand

Überraschend kam vor drei Jahren die Ankündigung, dass eine Erstaufnahme für 2.000 Asylbewerber geplant sei. Mitten auf dem Platz, etwa einen Kilometer von Lecks Ortsschild entfernt, wurden an einer Zufahrt Laternen installiert und ein Bereich umzäunt. Lkw lieferten rund 1.000 Container. Doch weiter passierte nichts. Die Flüchtlingszahlen gingen zurück. Schließlich verschenkte der Bund die Container an interessierte Kommunen.

Kompromiss für den Naturschutz

Gerungen wurde um den Naturschutz. Die hier zu findende Magerrasen bietet seltenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. Ex-Umweltminister Robert Habeck (Grüne) hatte Interesse angemeldet. Der Kompromiss: Im nördlichen Bereich soll ein knapp 200 Hektar großes Schutzgebiet entstehen. Für die Sportflieger bedeutet das: Sie müssen erneut innerhalb des Areals umziehen.

Autotests und Luftfahrt in Konkurrenz

Grundsätzlich wollen die Gemeinden das Thema Luftfahrt gerne erhalten. Genehmigt werden kann allerdings nur ein Sonderlandeplatz. Der Unterschied zu einem regulären Flugplatz: Starts und Landungen müssen vorher angemeldet werden. Die KBA-Aktivitäten sind dabei ein Unsicherheitsfaktor: Wenn die Landebahn für Pkw-Tests genutzt wird, kann kein Flugzeug fliegen. Die Sportflieger kommen derzeit auf mehr als 1.000 Starts und Landungen im Jahr, vor allem abends und am Wochenende. Bisher stützen sich die Gemeinden nur auf eine Protokollnotiz aus einem Gespräch mit dem KBA, dass Luftfahrt generell auch künftig möglich sein soll.

Von elektrischen Lufttaxis und Drohnen

Eine Idee ist auch, dass sich Leck als Ausweichflugplatz für Sylt anbietet. Klixbülls Bürgermeister Werner Schweizer (KWG) würde auf seiner Seite des Geländes zudem gerne einen sogenannten Airpark errichten. Zwei große Hallen seien für die Wartung der Flugzeuge optimal geeignet, meint er. Das Konzept sieht 35 Ferienhäuser im "Fly-In Village" vor. Schweizer war selbst Flugkapitän und kann sich für das Thema begeistern. Gleichzeitig will er erneuerbare Energien vorantreiben. Die Gemeinde bewirbt sich nun um Fördermittel des Bundesverkehrsministeriums: Eine Studie soll untersuchen, wie die nordfriesischen Inseln mit Elektro-Flugzeugen an das Festland besser angebunden werden könnten. Auch autonomes Fliegen ohne Pilot sei ein Thema, so Schweizer.

Kommen Apple, Google, Microsoft & Co ?

Ein weiterer Plan, der schon für Spekulationen sorgte: Der Platz könnte sich für ein riesiges Rechenzentrum eignen. Leck liegt direkt an einem deutsch-skandinavischen Datenstrang mit Anbindung nach Amerika. Platz ist vorhanden, grüner Strom in der Region verfügbar - darauf legen einige der großen Firmen wert. Außerdem sorgen Wind und niedrige Temperaturen für weniger Kühlbedarf als anderswo. Schon vor einigen Jahren berichteten die Gemeinden: Große amerikanische Konzerne hätten angefragt. Welche es waren, blieb unklar.

Apple und Microsoft entschieden sich dann für den dänischen Standort Apenrade, bevor Apple dort wieder absprang. Dänemark kann laut Lecks Bürgermeister Deidert mit reduzierten Strompreisen für solche Projekte und schnellerer Planung punkten. Deshalb wollen die Gemeinden jetzt schon Vorbereitungen treffen, obwohl noch kein Interessent angebissen hat. Im Falle des Falles sei man dann schneller.

Bis zum Jahresende sollten die Formalien im Planungsrecht erfüllt sein, glaubt Deidert. 2020 könnten dann schon die ersten Flächen für ein Wohngebiet und das Gewerbegebiet, den "Business Park Südtondern", vermarktet werden.


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