Flüchtlinge in SH: Mehr Menschen kommen über die Balkanroute
von Peer-Axel Kroeske
11.10.2022 (archivierter Text)
ZUM VOLLSTÄNDIGEN ARTIKEL (archive.org)
Aktuell kommen vermehrt Menschen aus Syrien, dem Irak und Afghanistan in Schleswig-Holstein an. Die Zahl der geflüchteten Ukrainer geht zurück.
Die Zahlen haben sich gedreht: Ende August strömten noch täglich mehr als 100 Menschen aus der Ukraine nach Schleswig-Holstein. Jetzt sind es ähnlich viele Asylbewerber vor allem aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, während nur noch zehn bis 20 Ukrainer ankommen, berichtet der Sprecher der fünf Landesunterkünfte Wolfgang Kossert.
Asylsuchende bleiben länger in Landesunterkünften
Dort hatte sich gerade die Lage entspannt. Denn die Ukrainer werden derzeit nach rund zwei Wochen auf die Kommunen verteilt. So sank die Belegung von 4.500 auf 3.200. Doch bald könnte es wieder voll werden: "Die Asylbewerberinnen und Asylbewerber, die wir bei uns aufnehmen, bleiben bei uns etwa drei Monate in den Landesunterkünften und haben natürlich einen höheren Betreuungsbedarf als die Menschen aus der Ukraine," stellt Kossert fest.
Landesunterkünfte benötigen mehr Personal
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte nach dem Flüchtlingsgipfel angekündigt, 56 Liegenschaften des Bundes könnten zusätzlich als Unterkünfte dienen. Ob auch Standorte in Schleswig-Holstein darunter sind, will das Ministerium noch nicht mitteilen. Zunächst soll mit den Ländern erörtert werden, wo überhaupt Interesse besteht. Kossert meinte dazu: "Gebäude sind im Moment nicht unser dringlichster Bedarf. Die Problematik liegt eher in der personellen Ausstattung."
Kommunen stehen unter Druck
Die schnelle Verteilung der Ukrainer sorgte zuletzt allerdings für hohen Druck in den Städten und Gemeinden. In Lütjenburg (Kreis Plön) ist die Lage besonders ernst. Denn zum Ende des Jahres muss eine Unterkunft, in der rund 150 Flüchtlinge leben, geräumt werden. Das Haus wird abgerissen. Ein ähnliches Problem hat die Stadt Plön. In Glückstadt (Kreis Steinburg) steht dagegen eine Unterkunft leer, die im Frühjahr noch vom Land genutzt wurde.
Neue Plätze in Boostedt und Seeth
Zunächst ist geplant, die bestehenden Landesunterkünfte zu erweitern. Derzeit können sie maximal etwa 4.800 Menschen beherbergen. In Boostedt (Kreis Segeberg) sind bereits zwei Containerfelder mit 1.000 weiteren Plätzen aufgebaut. Hier verzögert sich die Inbetriebnahme momentan, weil einzelne Wasserproben im installierten Trinkwassernetz noch Mängel aufwiesen. In den Kasernen von Seeth (Kreis Nordfriesland) könnte sich die Zahl der Plätze auf 1.200 verdoppeln, sobald die Kantine erweitert ist.