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E-Mobilität in SH: Zahlen, Daten, Fakten

von Peer-Axel Kroeske

29.05.2017 (archivierter Text)
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Rechnet sich ein E-Auto in der Anschaffung? Ist der Akku wirklich leistungsstark, und wie steht's um die Umweltbilanz? Wir haben Zahlen, Daten und Fakten rund um Elektroautos zusammengefasst.

Das Interesse ist enttäuschend: Nur rund 600 Schleswig-Holsteiner haben seit dem Juli des vergangenen Jahres die Prämie zum Kauf eines neuen E-Autos beantragt. Verglichen mit den 80.000 Neuwagen, die jedes Jahr in Schleswig-Holstein insgesamt zugelassen werden, bleibt der elektrische Anteil damit verschwindend gering. Wer sich ein E-Auto kauft, bekommt von Bund und Industrie in diesem Jahr noch 4.000 Euro dazu. Im kommenden Jahr sinkt die Prämie auf 3.000 Euro. Mitte 2019 soll sie gestrichen werden.

Kaufpreis hoch, laufende Kosten niedrig

Trotz des Kaufanreizes bleiben die Anschaffungskosten hoch. Der Grundpreis für E-Autos liegt ohne Prämie etwa 10.000 Euro über dem vergleichbaren Benziner-Modell. Dafür entfällt die KFZ-Steuer für zehn Jahre. Und mit durchschnittlich fünf Euro pro 100 km sind die laufenden Kosten meist nur halb so hoch wie bei Benziner oder Diesel. Wer zum Beispiel beim Arbeitgeber eine kostenlose Ladesäule nutzt, hat den Aufpreis nach einigen Jahren wieder zurück.

Außerdem gelten E-Autos als wartungsarm: Auspuff, Zahnriemen, Zündkerzen, Lichtmaschine und Motoröl werden nicht mehr gebraucht. Auf Probleme mit der Elektronik sind bisher allerdings nur wenige Werkstätten spezialisiert.

Risikofaktor Akku

Mit Handys und anderen Elektrogeräten haben viele Nutzer schon schlechte Erfahrungen gemacht: Nach einigen Jahren ist der Akku nicht mehr zu gebrauchen. Der Ausfall kommt manchmal völlig unverhofft. Bei E-Autos kann der Austausch des Akkus mit mehr als 5.000 Euro zu Buche schlagen. Stephan Wiese von der E-Mobil-Initiative "ee4mobile" in Enge-Sande hat nach eigenen Angaben noch keine Totalausfälle erlebt. Doch noch fehlen die Erfahrungen über einen längeren Zeitraum. Alternative: Viele Hersteller bieten an, Batterien zu mieten. Der Preis dafür: etwa 50 bis 100 Euro pro Monat.

Alternative für die Kurzstrecke

Die offiziellen Reichweiten werden selten erreicht. Fahrweise, Heizung, Außentemperatur drücken den Radius nach unten. Doch die Kapazität der Akkus steigt. 200 bis 300 km unter realen Bedingungen gelten bei neueren Modellen als Standard. Nach einer Studie der Universität Karlsruhe legen 80 Prozent aller Pkw täglich weniger als 60 km zurück. Angesichts dessen bezeichnet es das Fraunhofer Institut als Mythos, dass sich E-Autos wegen der geringen Reichweite schlecht verkaufen.

Ein kleiner Tank beruhigt die Nerven

Die so genannten "Hybride" erlauben einen gänzlich stressfreien Umgang mit dem Akkustand. Hier ist zusätzlich ein kleiner Tank mit Verbrennungsmotor installiert. Dadurch steigt allerdings das Gewicht, die Umweltbilanz sinkt. Auch für Hybride steht die Kaufprämie in Aussicht. Mit 3.000 Euro fällt sie aber geringer aus. Hybride haben derzeit etwa einen Marktanteil von 40 Prozent auf dem E-Auto-Markt.

AC oder DC?

Drei Ladesysteme konkurrieren derzeit auf dem Markt: Besonders verbreitet ist der Wechselstromstandard "AC Typ 2". Mit dem gleichstrombasierten "CHAdeMO" und dem kombinierten System DC-CCS können die Akkus in vielen Fällen doppelt so schnell geladen werden. Sie werden aber bisher von deutlich weniger Ladesäulen unterstützt. Je nach Technik und Modell reichen beim Schnelladen 20 Minuten aus, um 100 bis 200 Kilometer zusätzliche Reichweite zu erzeugen.

Heiße Drähte an der Steckdose

Auch das Laden an jeder Steckdose funktioniert. Allerdings fließen über zehn bis 20 Stunden hohe Ströme, so dass die Leitungen stark erhitzen. Bei fehlerhafter Montage besteht Brandgefahr. Im heimischen Carport oder der Garage empfiehlt sich deshalb die Installation von einem Starkstromanschluss an der Wand, einer so genannten Wallbox. Wer keinen festen Stellplatz hat, ist auf die öffentlichen Ladesäulen angewiesen und muss Wartezeiten einplanen. Doch die Infrastruktur wächst: Rund 200 Ladesäulen sind in Schleswig-Holstein bereits vorhanden. Und immer mehr Firmen bieten auch das Laden am Arbeitsplatz an.

Leise und antriebsstark

Umlernen müssen Fahrer nur wenig: E-Autos fahren sich wie Pkw mit Automatikgetriebe. Die Gangschaltung entfällt. Die Elektromotoren beschleunigen stark, erreichen aber oft nur ein Höchsttempo von 130 bis 150 km/h. Und sie laufen sehr leise. Bei geringem Tempo wird deshalb ein künstliches Geräusch erzeugt, damit Passanten gewarnt sind.

Strommix entscheidet über die Umweltbilanz

Generell gilt: Wer elektrisch fährt, vermeidet Ölimporte. Wer den Akku lädt, wenn Wind und Sonne gerade Energie liefern, fährt besonders umweltfreundlich. Mehr als die Hälfte des erzeugten Stroms in Schleswig-Holsteins Netz stammt nach Angaben des Statistikamtes Nord aus erneuerbaren Quellen. Wird diese Energie vor Ort verbraucht, entlastet das die Netze.

Wind- und Sonnenergie sind aber nicht immer verfügbar. Bei Flaute und Dunkelheit liefern Kohle-, Atom- und Gaskraftwerke die Energie. Wer dann seinen Akku lädt, verschlechtert die Umweltbilanz deutlich. Beim Treibhausgas CO2 liegen E-Autos in diesem Fall kaum besser als Benziner oder Diesel. Das besagt eine Studie des Fraunhofer-Instituts, in der die aufwendige Produktion von Akkus und Leichtbauchassis der E-Autos einbezogen wurde.

Wo E-Autos unterwegs sind, hinterlassen sie jedenfalls keine Abgase - ein großes Plus für den Einsatz in smoggefährdeten Innenstädten.

Nächster Level Wasserstoff?

Pkw mit Brennstoffzellen sind bereits in Kleinserien verfügbar. Sie fahren mit einem Elektromotor. Die Energie liefert aber kein Akku, sondern der emissionsfreie Wasserstoff. Auch für sie wird derzeit die Prämie gezahlt. Jedoch sind Neupreise jenseits der 50.000 Euro keine Seltenheit. Großer Vorteil: Das Betanken liefe so schnell wie bei Benzinern. Allerdings existieren bisher kaum Zapfsäulen. Zudem hängt die Umweltverträglichkeit stark davon ab, wie der Wasserstoff hergestellt wird. Rund um Flensburg planen Akteure aus der Windbranche bereits die Produktion mit Energie aus Wind und Sonne.


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