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Dänemark macht's vor: E-Fähre für Autotransport

von Peer-Axel Kroeske

27.08.2019 (archivierter Text)
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In Sichtweite der deutschen Küste pendelt seit ein paar Tagen eine der leistungsstärksten Elektro-Autofähren der Welt.

Ein bis zwei Prozent der klimaschädlichen CO2-Emissionen gehen weltweit auf das Konto der Schifffahrt. Zum Vergleich: Das entspricht in der Größenordnung etwa dem gesamten CO2-Ausstoß in Deutschland. Elektroantriebe kommen für weltweite Schiffstransporte noch nicht infrage, wohl aber für kleine bis mittelgroße Fähren auf Kurzstrecken. Eine der leistungsstärksten E-Autofähren der Welt pendelt seit gut einer Woche zwischen den dänischen Inseln Alsen und Aerö. Ein Vorbild auch für den Inselverkehr an den deutschen Küsten?

Die "E/F Ellen" ist mit drei Autospuren vergleichsweise schmal und strahlend weiß. "E-Ferry - 100 Prozent elektrisch", steht auf den Rumpf geschrieben. Einer der Vorteile: Man hört sie kaum. "Es ist anders, mit der zu fahren, viel stiller", sagt eine Passagierin.

Das einzige, was man hört, ist das Wirbeln der Schiffsschraube im Wasser. Aber das übliche Wummern der Dieselmotoren fehlt. Und es gibt auch keine Schornsteine, die auf anderen Fähren Abgase über dem Sonnendeck verteilen.

Volle Akkus reichen für 80 Kilometer Strecke

In den vier Maschinenräumen unter Deck sitzen die vier Motoren. Jeder einzelne verbraucht nur etwa so viel Platz wie eine hausübliche Heizungsanlage. Gleich daneben im Untergeschoss sind die Akku-Module aufeinander gestapelt. Ihre Gesamtkapazität beträgt insgesamt viereinhalb Megawattstunden, also etwa 100 Mal so viel wie ein E-Auto speichern kann.

Ohne Nachladen würden die vollen Akkus für etwa 80 Kilometer reichen, also jeweils zwei Hin- und Rückfahrten zwischen Alsen und Aerö. Auf Aerö werden sie aber noch zwischengeladen, erklärt Projektleiterin Trine Heinemann. Das dauere zwar 20 bis 25 Minuten, gebe aber Sicherheit. Denn auf einzelnen Fahrten könne der Akku-Verbrauch auch höher sei. Würde nicht zwischengeladen, bestünde also die Gefahr, dass die Akkus nicht ausreichten.

Noch kleine Probleme beim Laden der Akkus

Die Crew kann hier auf Aerö mit gutem Gewissen "tanken": Der dänische Anteil an Ökostrom liegt nach Angaben des staatlichen Netzbetreibers Energinet bei zwei Dritteln, vor allem durch den hohen Windkraft-Anteil. Aber natürlich ist bei Flaute in Dänemark auch importierte Kernkraft sowie Kohlestrom im Energiemix.

Auf einem Monitor ist der exakte Ladezustand der 40 einzelnen Akku-Zellen zu sehen. Doch der ist im Moment höchst unterschiedlich: "Die eine 22 Prozent, die anderen 79 Prozent. Das sollte nicht so sein", sagte Heinemann. Eine "Kinderkrankheit", die hoffentlich bald gelöst ist. Sobald die Akkuprobleme behoben sind, soll auch die Insel Fünen viermal täglich angesteuert werden.

"Alle Komponenten sind neu"

Hürden musste das EU-geförderte Pilotprojekt schon einige nehmen. Das Gesamtprojekt verzögerte sich um eineinhalb Jahre. Die Kosten stiegen von 28 auf 31 Millionen Euro. Eine Grund dafür laut Heinemann "Alle Komponenten sind neu. Viele wurden früher gar nicht hergestellt."

Die Elektro-Fähre ist mit maximal 14 Knoten (25 km/h) recht flott - und sie kann 31 Autos laden. Kapitän Frank Pedersen ist zufrieden: "Der Elektroantrieb wirkt etwas schneller als ein Diesel." Natürlich sei die begrenzte Reichweite ein Problem: "Aber wir kommen nicht in Stress, denn wir fahren ja erstmal nur die Strecke, die auf diese Weise machbar ist."

Deutsche Betreiber zögern noch

Ein Markt für kleine bis mittlere Elektro-Fähren ist vorhanden. Die norwegische Verkehrsbehörde plant nach eigenen Angaben, 71 Elektro-Fähren bis zum Jahr 2022 in Betrieb zu nehmen. Zwischen Rostock und Gedser in Dänemark sowie über den Öresund fahren inzwischen Hybrid-Fähren mit Elektro- und Dieselantrieb. Und in dem EU-Projekt ist das griechische Transport-Institut mit der Vermarktung beauftragt - auch in der Ägäis würden sich E-Fähren anbieten.

Ideal wären sie auch für die kurzen Entfernungen zu den nord- oder ostfriesischen Inseln. Die Reedereien auf Föhr und Pellworm wollen ihre jetzigen Schiffe aus wirtschaftlichen Gründen zwar noch eine Weile weiter betreiben. In zehn Jahren könnten Elektro-Fähren aber durchaus ein Thema werden, heißt es von dort.


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