Warning: Undefined array key "lon" in /var/www/web392/html/reportagen.php on line 29

Flensburg diskutiert Erweiterung des Förde-Parks

von Peer-Axel Kroeske

10.05.2016 (archivierter Text)
ZUM VOLLSTÄNDIGEN ARTIKEL (archive.org)

Der Citti-Park in Flensburg wurde bereits erweitert. Jetzt will der Förde-Park nachziehen. Flensburg soll dadurch attraktiver werden. Doch Händler in der Innenstadt bleiben skeptisch.

Wer durch die Flensburger Innenstadt läuft, hört viel Dänisch. Die Stadt wirbt erfolgreich nördlich der Grenze um Kunden. Die Zahl der Übernachtungen der Skandinavier sei deutlich gestiegen, betont Oberbürgermeister Simon Faber (SSW). Und damit wachse auch die Kaufkraft und der Bedarf nach Flächen. Faber sieht deshalb Erweiterungspläne des Förde-Parks positiv. Denn auch das Fachmarktzentrum am südlichen Stadtrand gilt als Magnet für Kunden in weitem Umkreis. Vor 20 Jahren startete es mit zahlreichen großflächigen Discountern: Lebensmittel, Unterhaltungselektronik, Schuhe, Möbel, etwas Gastronomie, dazwischen einzelne Spezialgeschäfte. Wenig später entstand mit dem Citti-Park ein weiteres Einkaufszentrum, das vor zwei Jahren noch einmal erweitert wurde. Um nicht ins Hintertreffen zu geraten, will der Förde-Park nun nachziehen - bis zu 5.000 zusätzliche Quadratmeter sind in der Diskussion.

Innenstadthändler kooperieren zu wenig

Wenig begeistert sind davon die Händler in der Innenstadt. Sie verzeichneten trotz des guten Zuspruchs der Skandinavier gut drei Prozent weniger Kunden, bedauert Ulf von Finthel von der Werbegemeinschaft "City Flensburg". Natürlich spiele dabei der Online-Handel eine Rolle, aber eben auch die Konkurrenz auf der grünen Wiese.

Von Finthel verweist auf ein Gutachten: Demnach hat der Citti-Park den verträglichen Flächenzuwachs bis 2020 in Flensburg vorweg genommen. Sein eigenes Modegeschäft in der Fußgängerzone kann er aus baulichen Gründen dagegen nicht so leicht erweitern, obwohl er es gerne wollte. Auch bei Öffnungszeiten und Werbeaktionen hat es die Innenstadt schwerer. Die vielen selbständig agierenden Einzelhändler lassen sich schwer unter einen Hut bringen. In den Einkaufszentren werden dagegen einfach alle Mieter verpflichtet, sich an ein einheitliches Konzept zu halten.

Allerdings hat auch die Innenstadt aufgerüstet: Seit zehn Jahren ist die große Einkaufspassage "Flensburg Galerie" geöffnet. Ein unschlagbarer Pluspunkt bleibt zudem der Charme der kleinen Höfe und Seitenstraßen. Mithilfe von Fördergeldern wurde die Fußgängerzone jüngst saniert.

Kontroverse Diskussion zwischen Einzelhändlern und Stadtverwaltung

Bei einer Bürgerversammlung am Dienstagabend machten viele Einzelhändler ihrem Unmut über die neuen Pläne zur Erweiterung des Förde-Parks Luft. Der Inhaber eines Surfgeschäftes in der Großen Straße nannte die Leerstände in der Innenstadt "schon jetzt eklatant". Er befürchtet, dass alles, was auf der grünen Wiese neu entsteht, in der Innenstadt wegfällt. Dieser Ansicht widersprach Stadtplaner Peter Schroeders: Flensburg wachse und damit auch die Kaufkraft. "Die Innenstadt brummt", so Schroeders.

Zu viel Einkaufsfläche in Schleswig-Holstein

Der Einzelhandelsverband Nord sieht die Innenstädte dagegen generell in einer schwierigen Lage. Schleswig-Holstein liege mit 1,8 Quadratmetern Einkaufsfläche pro Einwohner bereits deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 1,4 Quadratmetern, sagt Hauptgeschäftsführer Dierk Böckenholt. Gleichzeitig kommt der Online-Handel in Fahrt. Derzeit liegt er bei zehn Prozent Marktanteil. Bis 2020 könnte sich das verdoppeln. 70 Prozent der Innenstadt-Händler klagen über sinkende Kundenfrequenzen. Nicht zuletzt seien die Mieten zu hoch.

Doch Böckenholt sieht auch positive Ansätze. In Kiel sei etwa die Fußgängerzone "entrümpelt" worden. Plakataufsteller standen zuvor häufig im Weg. Jetzt habe sich das Einkaufserlebnis verbessert. Neumünster sei durch das Outlet-Center am Stadtrand für Kunden insgesamt interessanter geworden. Hier laufen jetzt Initiativen, um sie in die Innenstadt zu locken. Auch Bad Oldesloe sei sehr aktiv. Und die IHK zu Lübeck verweist darauf, dass sich alle Akteure im Umland der Hansestadt jetzt regelmäßig im Einzelhandelsforum austauschen. Die Wogen der Ikea-Ansiedlung oder der Citti-Park-Erweiterung in Moisling hätten sich dadurch mittlerweile geglättet. Die kleinteilige Lübecker Innenstadt profitiere zudem vom Tourismusboom.

Erweiterung mit angezogener Handbremse

Für den Förde-Park in Flensburg steht nun ein Kompromiss zur Diskussion. Neue Gebäude sollen schon bald errichtet werden. Die Geschäfte eröffnen aber erst nach und nach bis 2020. Außerdem könnte die Stadt das Sortiment begrenzen. Insbesondere Modegeschäfte sollten geschützt werden, meint der Einzelhandelsverband.


zurück zu nord-sh.de