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Flugplatz Eggebek: Das Gewerbegebiet auf der Tornado-Startbahn

von Peer-Axel Kroeske

21.05.2021 (archivierter Text)
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Das MFG2 war ein Dorf vor dem Dorf: Mehr als 2.000 Soldaten und Zivilangestellte arbeiteten hier. Jetzt dreht sich in dem Gewerbepark alles um erneuerbare Energien.

Die Alarmstraße - das ist der schnellste Weg von Tarp über Jerrishoe zum ehemaligen Militärflugplatz. Peter Blanquett nennt ihn so. Er ist ihn unzählige Male gefahren, um dem Kommodore im Stabsgebäude an den - inzwischen längst abgerissenen - Kasernen jeden Dienstag Bericht zu erstatten. Wenn es Probleme gab, war das wohl keine angenehme Aufgabe. Und einmal fuhr ein Kollege deshalb, vermutlich in Gedanken, in die Böschung. Bis zu 10.000 Flugstunden im Jahr sollten die Tornados damals im Übungsbetrieb leisten. Morgens, mittags, nachmittags starteten an jedem Werktag jeweils mehrere Maschinen. Dass die Kampfjets stets einsatzbereit waren - dafür war Blanquett als technischer Offizier mitverantwortlich.

Diesen Blick hatte ein Starfighterpilot Anfang der 1980er Jahre auf den Tower und die Feuerwache.

Solarmodule bis an den Horizont

Oben im Tower war Blanquett seit 2005 nicht mehr, als der Flugplatz außer Dienst gestellt wurde. Der Ausblick hat sich verändert: In alle Richtungen reihen sich seit 10 Jahren Solarmodule bis an den Horizont. Selbst die breite Startbahn ist überbaut. "Alles hat seine Zeit," resummiert Blanquett. Zur neuen Zeit gehören erneuerbare Energien: Der Ertrag eines Windrad-Prototyps finanziert einen Lehrstuhl des Instituts für Windenergietechnik an der Hochschule Flensburg. Außerdem hat sich ein Unternehmen für Wartung und Montage von Rotorflügeln angesiedelt. Und auch eine Biogasanlage findet sich jetzt zwischen den alten Tornado-Hallen.

Im "Egmont" sind die Erinnerungen bewahrt

"Egmont" war einst der Funkrufname des Eggebeker Towers. Nach ihm war auch die Standortzeitschrift benannt, an der Blanquett in seiner Eggebeker Zeit von 1981 bis 1996 mitwirkte. Wer darin blättert, kann schnell nachvollziehen, dass das MFG2 mit zeitweise mehr als 2000 Soldaten und Zivilangestellten ein riesiges Sozialgefüge war. Sonderhefte gab es zu jedem Tag der offenen Tür. Interessant: In einem Heft von 1984 kritisiert der Standortpastor in einem Spontaninterview zu seinem Abschied die Aufrüstung mit Pershing-Raketen. Und auch Selbstironie fand ihren Platz - etwa in der frei erfundenen Dienstanweisung zur Aufstellung eines Weihnachtsbaums.

Die Wartungshalle wird heute als Lager eines Unternehmens für Werbepräsente genutzt.

Ein Speditionsunternmehmer wagt ein Abenteuer

Es ist deutlich zu spüren: Peter Blanquett ist es ein Anliegen, die Erinnerung an das MFG2 zu bewahren. Vieles hat er schon für die neuere Tarper Chronik aufgeschrieben. Jetzt hofft er auf den Flensburger Speditionsunternehmer Hans-Peter Carstensen, dem das Gelände inzwischen gehört. Unten im Tower treffen sich beide zum ersten Mal und kommen ins Plaudern. Carstensen erzählt, wie er überhaupt zu dem Projekt kam: Eigentlich wollte er nur einen Lagerplatz für ein Unternehmen vermitteln, das an die Flensburger Stadtwerke alternative Brennstoffe liefern sollte. Inzwischen haben sich schon Dutzende Betriebe in den alten Hallen angesiedelt, die jetzt den "Gewerbepark Carstensen", kurz GPC, ausmachen. Wer über die alten Betonplatten-Wege fährt, sieht am Wegesrand Windkraftflügel, Bierkisten oder auch Silage. An Platz fehlt es nicht. Der Standort entwickelt sich. Konversion, also die Nachnutzung von Bundeswehrstandorten, ist im Zusammenspiel mit den Behörden aber auch ein unternehmerisches Abenteuer, lässt Carstensen klar durchblicken.

Die Shelter mit ungeraden Zahlen stehen im Nordbereich und werden jetzt zum Teil ebenfalls als Lager genutzt.

Ausstellung in Vorbereitung

Carstensen plant inzwischen eine Ausstellung zur Geschichte des Standorts. Die "Egmont"-Hefte, die Peter Blanquett dem Unternehmer nun vertrauensvoll überreicht hat, könnten ein Bestandteil sein. Ein professioneller Film über den Standort ist bereits entstanden, der die gesamte Zeitspanne vom Fliegerhorst im Zweiten Weltkrieg über die Luftwaffe bis zu den Marinefliegern beleuchtet. Vielleicht kann Peter Blanquett demnächst Besuchergruppen über seine Zeit berichten, schlägt Carstensen vor. Zu erzählen hat er jedenfalls sehr viel.

Die Solarmodule bedecken den größten Teil der ehemaligen Nord-Süd-Landebahn, die in den 1950er Jahren gebaut wurde. Vorher gab es drei Landebahnen im Dreieck, die im zweiten Weltkrieg bombardiert wurden.


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