Warning: Undefined array key "lon" in /var/www/web392/html/reportagen.php on line 29

Was wird aus den Dörfern?

von Peer-Axel Kroeske

16.06.2015 (archivierter Text)
ZUM VOLLSTÄNDIGEN ARTIKEL (archive.org)

In größeren Orten wird künftig die Versorgung auf dem Land gebündelt. Kleinere Gemeinden gehen leer aus. Vielerorts ist das schon jetzt zu beobachten, wie z.B. in Schafflund und Meyn.

Wie wird die ländliche Versorgung in einigen Jahren aussehen? Diese Frage beschäftigt am Mittwoch und Donnerstag Experten, die sich in Schleswig treffen. Der Kreis Schlewsig-Flensburg ist eine von 18 Regionen in Deutschland, in denen dazu ein Modellprojekt gestartet wird. Die Tendenz lässt sich schon jetzt beobachten: Geschäfte, Ärzte und Schulen konzentrieren sich künftig in wenigen zentralen Orten. Kleinere Dörfer bleiben außen vor. Dafür stellen wir zwei Beispiele vor: die Nachbargemeinden Schafflund und Meyn.

"Wahre Kenner leben hier, nur Snobs fahr'n durch nach Sylt"

Genau in der Mitte zwischen Flensburg und Niebüll liegt das 2500-Einwohner-Dorf Schafflund. In der dünn besiedelten Region ist die Gemeinde ein regionales Zentrum. Und die B199 trägt dazu bei. Besonders im Sommer reiht sich hier Stoßstange an Stoßstange. Die Kolonnen von Urlaubern steuern Sylt, Föhr oder Amrum an oder kehren gerade zurück. Bürgermeisterin Constanze Best-Jensenmeint dazu: "Die Bundesstraße ist Fluch und Segen zugleich." Sie teilt den Ort, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass Schafflund gut versorgt ist.

Alles was man zum Leben braucht

Wer einkaufen will, ist in Schafflund ebenfalls gut bedient: Aldi, Lidl und Edeka haben große Filialen gebaut. Geholfen hat dabei der Status als "ländlicher Zentralort" in der Landesplanung. Auch der Textildiscounter Kik ist vertreten, sowie zwei Bäcker mit Café und Imbissbuden. Sogar ein Hotel mit Restaurantbetrieb hat der kleine Ort zu bieten – dazu wurde extra der Gasthof ausgebaut. Werktags fährt außerdem alle 30 Minuten ein Bus nach Flensburg oder Niebüll. Das Schnellbuskonzept hat sich bewährt: Statt an jeder Milchkanne zu halten, verläuft die Strecke ausschließlich entlang der B199 mit entsprechendem Zeitgewinn. Das Angebot wird gut angenommen.

Mit dem Elektroscooter zum nächsten Supermarkt

Im zwei Kilometer entfernten Örtchen Meyn schaut Thomas Lorenzen aus seinem Fenster ins Grüne. 34 Jahre lang war er Ortvorsteher - keiner kennt das 750-Seelen Örtchen besser als er. Der 75-jährige läuft derzeit mit Krücken durch die Gegend. Dass es im Ort noch nicht mal einen kleinen Einkaufsmarkt gibt macht ihm nichts aus: „Ich habe mir zuletzt einfach einen Elektroscooter geliehen und fuhr dann zum einkaufen und zur Krankengymnastik in die Nachbardörfer.“ Bis Anfang der 2000er gab es noch einen kleinen Kaufmannsladen im Ort, der musste allerdings nach wenigen Jahren schließen: „Hat sich einfach nicht gelohnt – die Leute sind in den Supermarkt in Schafflund zum Einkaufen gefahren“, meint Thomas Lorenzen.

Attraktiv für Jung und Alt

Schafflund ist dagegen für die Zukunft gut aufgestellt und attraktiv für junge Familien und Ältere gleichermaßen. Ein Freibad, die große Gemeinschaftsschule und Kindergärten – hinzu kommen die Angebote der dänischen Minderheit. Erst kürzlich hat ein Investor ein "Ü50"-Baugebiet erschlossen, das besonders ruhig liegen soll. Und gerade beginnt der Bau von 50 weiteren Häusern am Ortsrand.

Kein Arzt – dafür ein Neubaugebiet mit Potential

Nach einer Schule oder einem Arzt sucht man in Meyn vergeblich. Immerhin hält hier einmal die Stunde ein Bus – wer nach Flensburg will muss dennoch einmal umsteigen. Den alten Gasthof gibt es noch: Die „Meyner Au“ war früher mal über die Dorfgrenzen hinaus bekannt – heute werden in dem frisch renovierten Gebäude allerdings nur noch Geburtstage gefeiert. Platz im Neubaugebiet gibt es zuhauf. „Bis 2025 dürfen wir hier allerdings keine neuen Bauplätze vergeben – obwohl die Nachfrage groß ist“ sagt der ehemalige Meyner Bürgermeister Thomas Lorenzen. Er sieht den Fehler bei der Landesplanung.


zurück zu nord-sh.de