Diako Flensburg: Politik und Gewerkschaft fordern Klarheit
von Peer-Axel Kroeske
09.02.2023 (archivierter Text)
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Die Frauenklinik soll Personal abbauen. Die Geburtshilfe bleibt, die Zukunft der Gynäkologie ist aber unklar.
Wird die Frauenklinik nun "zum 31.Mai 2023 auf den Teilfachbereich Geburtshilfe eingeschränkt", wie es in der "Dienstvereinbarung Interessenausgleich" hieß? Das Dokument, das detailliert die geplanten Einsparungen in der Klinik beschreibt, ist wieder aus dem Intranet der Diako verschwunden. Es sah vor, dass in der Gynäkologie vier Vollzeitstellen für Ärztinnen und Ärzte "weitgehend wegfallen". Gleichzeitig versicherte der Geschäftsführer des Krankenhauses Ingo Tüchsen: "Die Frauenklinik wird mit beiden Fachbereichen, der Gynäkologie und der Geburtsmedizin, auf jeden Fall auch in Zukunft weiterbetrieben. Wir arbeiten mit Hochdruck an der Stabilisierung und Stärkung, denn nach den zahlreichen Wechseln an der Führungsspitze ist es uns sehr wichtig, den Mitarbeitenden wieder Kontinuität zu bieten."
FDP, SSW und Grüne fordern Transparenz
Diese Widersprüche haben nun auch die Kommunalpolitik auf den Plan gerufen. Die Glücksburger FDP fordert Diako und Landesregierung auf, "die Karten auf den Tisch zu legen." Der Flensburger FDP-Vorsitzende Kay Richert fragt sich, wie Kranke noch angemessen versorgt werden sollen. Die SSW-Fraktionsvorsitzende im Rat Susanne Schäfer-Quäck meint: "Wir brauchen jetzt klare Signale der Klinikleitung damit endlich Ruhe einkehrt." Und die frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Ratsfraktion Marlene Langholz-Kaiser gibt zu bedenken: "Ärzt*innen sind hier nicht einfach austauschbar und es ist fraglich wie die Aufrechterhaltung des Betriebs in diesem sensiblen Umfeld und ohne negative Auswirkungen für die Patientinnen sichergestellt werden soll." Krankenhäuser müssten "stärker durch die öffentliche Hand finanziert werden", ergänzt die Fraktionsvorsitzende Katja Claussen.
Ver.di: Bis zu 600 Überstunden
Die Gewerkschaft ver.di erhält nach eigenen Angaben viele besorgte Rückmeldungen. Mehrere Hundert Beschäftigte der Diako sind dort organisiert. Die 43 Kündigungen sind zwar jetzt bekannt doch die Umstrukturierung hat damit erst angefangen. Nico Wickleder von ver.di SH-Nord-West berichtet, dass täglich Pflegekräfte in andere Abteilungen versetzt werden, die Arbeitsbelastung weiter zunehme. 300 bis 600 Überstunden hätten einige Kolleginnen und Kollegen angehäuft. Die Klinikleitung hatte zwar zugesichert, dass diese nicht verfallen. Doch die Skepsis bleibt. In der kommenden Woche will die Gewerkschaft über neue Aktionen beraten. Dann wird sich die Klinikleitung voraussichtlich auch ein weiteres Mal den Fragen der Belegschaft in einer Versammlung stellen.
Wickleder vermisst bei der Klinikleitung Selbstkritik. Nicht ein Wort habe er vernommen. Allerdings sieht auch er das Kernproblem bei der generellen Krankenhausfinanzierung. Die Fallpauschalen reichten einfach nicht aus, so der ver.di-Sekretär.