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ChatGPT und Co: Nur wenige Täuschungsversuche in SH bekannt

von Peer-Axel Kroeske

22.02.2022 (archivierter Text)
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Künstliche Intelligenz kann Hausarbeiten in Schule und Studium schreiben. Doch die Landesregierung bleibt entspannt.

"Schreibe einen Aufsatz über den Nationalpark Wattenmeer" - die Internet-Anwendung ChatGPT oder auch die neue Version der Microsoft-Suchmaschine Bing sind nicht nur auf solche Fragen zugeschnitten. Sie können mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) komplexe Fragen und Aufgaben mit ausgereiften Texten beantworten. Warum gelten zum Beispiel die Menschen aus Schleswig-Holstein als glücklichste Menschen Deutschlands? Es könnte an der Natur mit Nord- und Ostsee liegen, an Gesundheit und langer Lebenserwartung, an Gemeinschaft mit Nachbarschaftshilfe, mutmaßt ChatGPT. All das erklärt die Software ausführlich. Ob es im Detail stimmt, ist nicht garantiert. Quellen nennt die KI nur, wenn das zur Aufgabenstellung gehört. Und manchmal sind sie frei erfunden.

Ministerium: Bisher kein sicheres Verfahren zum Aufdecken von Täuschungen

Was die neuen Möglichkeiten für Schule und Studium bedeuten, hat das Ministerium für Bildung und Wissenschaft jetzt erläutert. Es sieht Chancen und Risiken. Der FDP-Landtagsabgeordnete Christopher Vogt hat dazu eine kleine Anfrage gestellt. Bei Studien- oder Abschlussarbeiten seien Täuschungsversuche oder der Verdacht darauf erst in wenigen, einzelnen Fällen bekannt, schreibt das Ministerium. Es gebe noch kein Verfahren, das KI aufdecken könne. ChatGPT könne aber selber abschätzen, ob ein Text mit der Anwendung erstellt ist. Lehrkräfte könnten zudem bestimmte Muster bei Formulierungen erkennen, wenn sie sich damit beschäftigen.

KI im Unterricht erwünscht

Insgesamt gibt sich das Ministerium entspannt. Es befürwortet, sich im Unterricht mit künstlicher Intelligenz auseinanderzusetzen. Wenn Schülerinnen und Schüler und Studierende regelmäßig mit Lehrenden im Gespräch sind, sich mündlich oder unter Aufsicht schriftlich prüfen lassen, gebe es wenig Raum für Täuschungen. Das neue Kompetenzzentrum für KI der Fachhochschule Kiel habe zudem betont, nicht das Endergebnis einer Arbeit, sondern der Weg dorthin sollte künftig stärker im Mittelpunkt stehen.

Flüssige Texte mit Wissenslücken: Wo sendet NDR 1 Welle Nord in Flensburg?

Während die Texte der Chatbots auf den ersten Blick erstaunlich stimmig wirken, gibt es inzwischen zahlreiche Beispiele für Fehlinformationen. Das Tückische: Es fällt es nur denjenigen auf, die es genauer wissen. Stichproben von NDR Schleswig-Holstein ergaben beispielsweise falsche Studienfächer, die im Portrait eines Mitarbeiters bei Bing angegeben waren. Die Frage nach der UKW-Frequenz von NDR 1 Welle Nord in Flensburg beantwortet ChatGPT mit der Sylter Frequenz.

Die schönsten Städte Schleswig-Holsteins

Gute Ergebnisse liefern die Chatbots, wenn es darum geht, Anregungen oder einen Überblick zu bekommen. Worüber wird in Schleswig-Holstein diskutiert? Umwelt- und Klimaschutz, Tourismus, Bildung und Infrastruktur, weiß ChatGPT mit den entsprechenden Ausführungen. Welches sind die schönsten Städte? Lübeck, Kiel, Flensburg, Schleswig und Husum nennt die KI mit ihren Sehenswürdigkeiten, um dann aber zu betonen, dass es sich nur um eine Auswahl handelt.

Brisante politische Fragen: Was tun bei einem russischen Nuklearangriff auf die Ukraine?

Brisant wird es bei politischen Fragen - etwa, wie die NATO einen russischen Angriff mit einer Atombombe beantworten sollte. ChatGPT empfahl beim Start im Januar noch, auf einen nuklearen Gegenschlag zu verzichten. Die Eskalation berge die Gefahr, die Lebensgrundlagen auf der Erde zu zerstören. Inzwischen wird ein nuklearer Gegenschlag als letztes Mittel genannt. Internetkonzerne haben Milliarden Dollar in die KI-Forschung gesteckt, stellen massive Ressourcen an Rechenkapazität bereit, dennoch bleiben die Ergebnisse abhängig von den Daten, mit denen die Anwendungen gefüttert werden. Und diese enden bei ChatGPT im Jahr 2021. Von dem russischen Angriff im Jahr 2022 weiß die KI noch nichts.


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