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Die Dänen fehlen: Flensburgs Innenstadt nur halb so voll

von Peer-Axel Kroeske

30.11.2020 (archivierter Text)
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Nur etwa halb so viele Kunden wie sonst sind am ersten Adventssonnabend zum Shoppen nach Flensburg gekommen. Es fehlen vor allem die Dänen, die sonst für Umsatz sorgen.

Keine Holzschnitzel, keine Buden, keine Pyramide - und es ist ruhig, Corona-bedingt. Die Geräusche vom Karussell und die Dauerbeschallung mit Weihnachtsmusik fehlen. Nur die große Tanne deutet am Flensburger Südermarkt auf die Weihnachtszeit hin. In der Fußgängerzone auf dem Holm herrscht unter den Lichterketten dennoch reges Treiben, wenngleich durch die fehlenden Buden mehr Platz ist als sonst. Hakan Aygül schiebt mit seiner Frau einen Kinderwagen durch die Stadt. Er findet: "Es ist ziemlich voll in der Stadt. Also, die Leute shoppen weiterhin fleißig."

Einkaufscenter zu keiner Zeit am Kundenlimit

Im Untergeschoss des Einkaufscenters Flensburg Galerie spielt ein Duo mit Pedal-Steel-Guitar gerade "O du fröhliche". Die Gastronomie verkauft nur außer Haus. Viele Flächen stehen infolge einer Umstrukturierung leer. Vor einem großen Elektronikmarkt und einer Drogeriekette mit Spielwarenabteilung drängt es sich etwas. "Die Magneten laufen gut", stellt Centermanager Oliver Grünwald fest. Er berichtet, dass bis zu 1.200 Menschen nach den geltenden Corona-Regeln auf die drei Verkaufsebenen dürfen. Aber zu keinem Zeitpunkt mussten Kunden abgewiesen werden. Am Adventssonnabend ist das Center mittags gut gefüllt, am Spätnachmittag leert es sich merklich.

Kein Umsatz ohne die Dänen

"Die Besucher verweilen ohne die Gastronomie weniger", stellt Grünwald fest. Der Weihnachtsmarkt wäre jetzt rappelvoll. Und man würde in Flensburg überall dänische Gesprächsfetzen hören. Doch jetzt drohen den Kunden aus dem Norden Quarantäne und Lohnkürzungen, wenn sie einen Kurztrip in das "Risikogebiet" Schleswig-Holstein wagen - trotz der deutlich geringeren Corona-Zahlen rund um Flensburg. Die Dänen sorgen an der Förde zur Weihnachtszeit normalerweise für ausgebuchte Hotels und mehr als die Hälfte des Umsatzes, weiß Gorm Casper vom Flensburg Fjord Tourismus. "Bei uns sind es sogar 80 Prozent", meint Anne Wenzel von der Glasbläserei und -gravur in der Roten Straße.

Wenig los in den Höfen

Die kleine Seitenstraße mit ihren liebevoll geschmückten Höfen gilt zur Weihnachtszeit als besondere Attraktion. Oft herrscht in den engen Durchgängen dichtes Gedränge. Nun ist es übersichtlich. Die Glasexpertin, die seit mehr als 40 Jahren hier ansässig ist, will aber nicht jammern: Die Flensburger seien trotzdem gekommen und hätten einiges gekauft.

Crèpes und Kaffee als Highlight

"Schon schade. Ich finde, der Weihnachtsmarkt sorgte immer für das Weihnachtsfeeling. Aber ich kann's auch verstehen", meint Darja, die gerade mit Joane und Simone eine Imbisspause eingelegt hat. "Wir sind extra früh los, damit wir nicht eine Woche vor Weihnachten unterwegs sind und dann alles rappelvoll ist", erzählen sie. Ein bisschen Gedränge haben sie erlebt: "Da hinten ist so ein Dekoladen. Da musste man wirklich anstehen." Simone gibt sich bescheiden: "Wenn man Crèpes und Kaffee kriegt, ist das schon ein Highlight", meint sie.

Hoffnung auf mehr Weihnachtsbuden

Die Crèpes verkauft einer der beiden einzigen Stände auf dem Flensburger Holm. Sonst stehen hier die Buden dicht an dicht. Nicht ausgeschlossen ist, dass Anfang Dezember zumindest noch ein paar hinzukommen. Darum bemüht sich das Stadtmarketing. Das Konzept sei genehmigungsreif, berichtet der Leiter der IG City, Ulf von Finthel. Alkoholverkauf werde es aber nicht geben.

Geheimtipp: Punsch aus der Weinhandlung

Ganz unmöglich ist es dennoch nicht, einen warmen Punsch zu bekommen. Weiter oben kurz vor dem Nordermarkt, wo die Passanten einzeln zu zählen sind, steht Familie Ifland dicht beisammen. Der typische Gløgg-Geruch weht über die Große Straße. "Der ist aus der Weinhandlung", verrät Diane. "Die verkaufen außer Haus."


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